Die Fronleichnam-Prozessionen standen bevor, doch was sich am Böckinger Rangierbahnhof abspielte, war eher eine Art Katz- und Maus-Spiel der besonderen Art. Die Hauptfigur: ein Rehbock. In den Nebenrollen: Jagdpächter, Veterinärarzt, Feuerwehr und die Polizei.
Am Montag kam er, der erste Alarm durch aufgeregte Anwohner: Ein Rehbock hatte sich in ein Baumateriallager am Rangierbahnhof verirrt. Der Veterinärarzt wurde verständigt. Er sollte den Bock mit einem Betäubungsgewehr niederstrecken, um ihn wohlbehalten in Wald und Flur zurückzubringen. Doch was geschah bis zum Eintreffen des Arztes? Der Bock war weg. Am Dienstagabend dann erneuter Rehbock-Alarm in Böckingen, an gleicher Stelle. Dieses Mal rückte die Feuerwehr an. Böcke einfangen steht normalerweise nicht auf dem Dienstplan. Ein spannender Wettlauf begann. Am Ende verschanzte sich der Vierbeiner nahe dem Recyclinghof in einer Dornenhecke. Endergebnis: unentschieden.
22.30 Uhr. Die Polizei trifft am Tatort ein und teilt der Feuerwehr mit, dass der Bock zum Abschuss durch einen Jäger freigegeben sei. Da lässt die Feuerwehr den Bock im Gebüsch und tritt dezent den Rückzug an.
Ob der Jagdpächter, der sich am nächsten Tag auf die Lauer legte, den Rehbock geschossen hat, ist über den Feiertag nicht überliefert. Doch eins ist nach der Geschichte unzweifelhaft belegt: Wer sich mit Böckinger Böcken anlegt, braucht zuweilen einen langen Atem.