Ein total verrauchter Raum. Einige Gasflaschen und eine Person sollen sich darin befinden. Das menschliche Auge sieht jedoch nichts als ein undurchdringliches Weiß-Grau. Dann schalten die Feuerwehrmänner ihre Wärmebildkamera ein, und siehe da: Sofort ist erkennbar, dass auf dem Boden ein Kamerad liegt und im Hintergrund zwei Metallflaschen stehen.
Dieses Szenario, natürlich gestellt und mit Disconebel erzeugt, zeigte den Weinsberger Floriansjüngern beim Übungsabend im Feuerwehrmagazin deutlich die fantastischen Einsatzmöglichkeiten der neuen Wärmebildkamera auf.
Mittels Infrarotstrahlung werden Temperatursignale auf den Monitor übertragen und dort in unterschiedlichen Farben sichtbar gemacht. „Von Gelb bei rund 250 Grad Celsius über Orange bis Rot ab etwa 500 Grad geht das Spektrum", erklärt Klaus Landenberger seinen Kameraden.
GlutnesterDie sind begeistert über die neuen Möglichkeiten, Personen schneller aufzufinden, Gefahrenherde auszumachen oder Glutnester zu entdecken, ohne dass beispielsweise eine komplette Deckenverkleidung abgerissen werden muss. „Top, da sieht man wirklich alles", kommentiert beispielsweise Helmut Birkicht, als er dank der Kamera auch die Tür im vernebelten Raum auf Anhieb gefunden hat.
Da das Gerät mit dem Namen T 3 Max plus auch bei Gefahrguteinsätzen den Flüssigkeitsstand anzeigt oder einen Ölfilm auf Wasser im Dunkeln sichtbar macht, wird es sicher auch bei Unfällen auf der Autobahn wertvolle Dienste leisten.
Aber auch gewitzelt wird bei der Ausbildung. „Da bist Du heute aber mit heißem Reifen hergefahren", kommentiert ein Kamerad, als er den Sucher auf Landenbergers Privat-Auto richtet. Die deutlich helleren Reifen sprechen nämlich eine deutliche Sprache.
Ihre erste Bewährungsprobe hat die Kamera übrigens unmittelbar nach der Anschaffung im Januar beim Pkw-Brand auf dem Waldparkplatz bei Cleversulzbach bestanden. Die Einsatzkräfte konnten dank fehlender Wärmeeinstrahlung schnell und einfach feststellen, dass sich keine weiteren Personen in der Umgebung im Wald befanden.
Der Akku des Geräts sorgt übrigens dafür, dass ein Einsatz bis zu zwei Stunden möglich ist. Wer dabei Fotos macht, kann maximal 300 Bilder auf dem Chip speichern oder einen Videoclip von 30 Minuten drehen. „Diese Daten sind für uns wichtig, wenn wir nach dem Einsatz eine Auswertung machen", erläutert Kommandant Lajosch Miklosch.
ÜberlandhilfeStationiert wird die 12 300 Euro kostende Anschaffung im Einsatzleitwagen, sie kann bei auswärtigen Bränden auch als Überlandhilfe angefordert werden. Momentan werden etwa 20 Feuerwehrleute in Weinsberg daran ausgebildet, die demnächst auch zur Übung nach Speyer in den sogenannten Brandcontainer fahren.
Wer allerdings mit dem Gerät die Wärmeisolierung seines Hauses prüfen möchte, ist hier an der falschen Stelle. „Diesen Temperaturbereich bis 40 Grad Celsius decken andere Modelle ab", weiß Klaus Landenberger.
Und auch die Menschensuche unter Trümmern, wie etwa derzeit in Köln nach dem Gebäudeeinsturz des Historischen Stadtarchivs, ist nicht möglich, da die Infrarotstrahlen den Beton nicht durchdringen.
Bild: „Von Gelb bei rund 250 Grad Celsius über Orange bis Rot ab etwa 500 Grad geht das Spektrum." Klaus Landenberger