Wenn von kritischen Ereignissen (critical incidents) die Rede ist, dann sind damit Erlebnisse gemeint, die das Bewältigungsvermögen von einzelnen Menschen oder Gruppen übersteigen.
Die Notfallseelsorge kümmert sich um betroffene Menschen (in der Regel nicht um Einsatzkräfte) unmittelbar nach einem schwerwiegenden Ereignis (Akutbetreuung). Einmaliger Einsatz, 1-3 Stunden Dauer.
Einsatzkräftebetreuung nach CISM (Critical Incident Stress Management) folgt einer anderen Methodik. Das hängt damit zusammen, daß Einsatzkräfte aus Militär, Polizei, Feuerwehr, THW oder Rettungsdiensten in der Regel einen emotionalen Schutzschild haben und weit mehr ertragen, als Personen aus anderen Bereichen. Diese Methodik entwickelte ein Amerikaner J. Mitchel.
Der amerikanische Feuerwehrmann J.Mitchell hat nach einem für ihn sehr belastenden Schlüsselerlebnis 1972 (tödlicher Unfall bei einer Hochzeitsgesellschaft) zunächst erlebt, wie einsam man sein kann, in der Ohnmacht, nicht helfen zu können, und niemanden zu haben, mit dem man darüber reden kann. Dann faßte er den Entschluß, Gruppen aufzubauen aus geschulten Einsatz-Kameraden (Peers) und psychosozialen Fachleuten (besonders geschulte Angehörige aus den Bereichen Seelsorge, Psychologie, Psychiatrie etc). Mitchell wollte damit initiieren, daß die, die es wollen, erzählen können, was sie an Belastendem erlebt haben - und gerade geschulte Kameraden (Peers) können wohl am ehesten verstehen. Mitchell wollte, daß Einsatzkräfte das ausdrücken können, was sie am meisten belastet hat, dass jemand ihre Reaktionen kennt, aushält und ihnen hilft mit dem Erlebten fertig zu werden.
So entstand in den 80er Jahren die CISM Methode (Critical Incident Stress Management).Ein deutsche Ableger hat sich die Bezeichnung SbE schützen lassen (Streßbewältigung nach belastenden Ereignissen). Inzwischen gibt es weltweit ca. 800 solcher Teams. Mit Hilfe der CISM Methode ist es möglich, rasch und wirksam Einsatzstreß zu vermindern und so eine rasche Wiederherstellung von Stabilität und Einsatzfähigkeit zu fördern, aber auch zu erkennen, wer weitergehende therapeutische Hilfe braucht.
Über die Fragestellung: Was hat Menschen und Gruppen geholfen, Schweres zu bewältigen, ist die neue Disziplin der Psychotraumatologie entstanden, in der Erfahrungen aus der Betreuung von Soldaten, Feuerwehrleuten, Polizisten, Rettungsdienstmitarbeitern etc. eingeflossen sind.
Ziele sind: Erhaltung, Stärkung oder Wiederherstellung von Lebensfähigkeit, Beziehungsfähigkeit und Arbeitsfähigkeit.
Beim Thema Einsatzkräftebetreuung dreht es sich zunächst um Prävention - also um vorbeugenden Gesundheitsschutz.
B.Shaw hat recht, wenn er sagt:\"Nur der ist in der Lage, in der Katastrophe zu helfen, der sich längere Zeit mit ihr befaßt hat. Die Katastrophe wird auch ihn überraschen. Weil er sich aber geistig mit ihr auseinandergesetzt hat, wird ihm vieles bekannt vorkommen. Das macht ihn seelisch zum Stärkeren und erlaubt ihm zu helfen\"
Vieles heilt von alleine und es ist erstaunlich, was Menschen bei Einsätzen erlebt haben und womit sie alleine fertig geworden sind. Aber auch das ist wahr: Auch Einsatzkräfte sind verwundbar. Und geschulte Kräfte erkennen die Zeichen, die auf eine schwere Belastung hinweisen:z.B. nicht abklingende Übererregung, wiederkehrende Bilder, Filme, Erinnerungen (flash backs),und Vermeidungsverhalten, Schlaflosigkeit, verändertes Eß- und Trinkverhalten, Unfähigkeit, seitherige Tätigkeiten wieder aufzunehmen, mit andern und sich zurecht zu kommen, Vereinsamung, Kontrollverlust im Gefühlsbereich Weinen, Wut, Depression, Zynismus, Feindseligkeit, Verlust von Sinn und Lebensfreude, Anfälligkeit für Suchtverhalten.
Nicht bewältigte traumatische Erinnerungen bleiben frisch und können durch bestimmte Auslöser jederzeit aktiviert werden und massiv stören - bzw. krank machen, im Gegensatz zu den bewältigten Erlebnissen, an die man denken kann, aber nicht muß.
Um einer Posttraumatischen Belastungsstörung vorzubeugen gibt es beim Militär seit Jahren neben der klassischen Seelsorge Bewältigungsangebote nach Mitchell (CISM).
Nach einer Amokübung bei der Polizei werden die Beamten einzeln gefragt: Bist Du OK? Was brauchst Du jetzt? Die Polizei hat ein engmaschiges System der Bewältigung aufgebaut.
Bei manchen Feuerwehren ist es indessen Standard, daß im Sinne eines Netzwerkes für Bewältigung präventiv (wise before the event) Kameraden als Peers geschult werden und zusammen mit Psychosozialen Fachleuten Übungen und Einsätze vorbereiten, begleiten und nachbereiten. Manche Wehren und Einrichtungen wurden für diese Thematik erst wach, als sie unvorbereitet von einem großen Unglücksfall ( z.B. Busunglück mit mehreren Toten) ereilt wurden. Das Gerede von Weicheiern, die das Psychogelabere bräuchten, wird allmählich leiser und bei immer mehr Führungskräften reift die Einsicht, daß es zu den Kernaufgaben einer Führung gehört, kompetente Ansprechpartner für Bewältigung heranzubilden und bei größeren Übungen und Einsätzen einzubeziehen - als Fachleute für den Umgang mit betroffenen Personen, aber auch im Sinne der Fürsorge für Kameraden bzw. Kollegen.
Seit 3 Jahren übt in der Feuerwehr NSU eine Gruppe von Feuerwehrleuten, Rettungsdienstmitarbeitern, Seelsorgern, Notärzten und Angehörigen anderer Berufe für folgende Aufgaben:1. Einsatzkräftebetreuung in Stadt- und Landkreis - bei Bedarf auch überregional.2. Verstärkung der psychischen Betreuung bei größeren Unglücksfällen. (Verstärkung der Notfallseelsorge bei der Akutbetreuung), auch überregional.
Die Gruppe ist indessen zertifiziert nach CISM und einsatzbereit. Sie befindet sich unter dem Dach des ASB und nennt sich PSNV Gruppe Heilbronn Franken. (PSNV = Psycho Soziale Notfall Versorgung).
Ansprechpartner:
Bruno Streibel 0163 30 11 194 Bruno.Streibelt-online.deJochen Zimmermann 0151 191 22 848 bejo.zimmermannweb.deRoland Schmitt 0179 39 20 268 r.schmittasb-heilbronn.de
Erreichbar auch über die Rettungsleitstelle (Funkmelder).
Es ist der Verdienst der Psychiaterin Perren-Klingler, bei der ich gelernt habe, daß diese Bewältigungsmethode nach Mitchell weiterentwickelt wurde für den Umgang mit Einzelnen und Gruppen, die nach der Tätigkeit der Notfallseelsorge zusätzlich Hilfe brauchen, manchmal Wochen später.Auch dafür stehen wir zur Verfügung. Indessen verfügen wir über reiche Einsatzerfahrungen aus der Betreuung von Feuerwehren, Arbeitsgruppen aus Betrieben nach Unfällen, Überfällen und der Betreuung von Menschen, die tödliche Unfälle verursacht haben.
Gerne stehe ich für Fragen oder Informationen zur Verfügung, evtl. auch für die Schulung von Kameraden aus Ihrer Wehr zu Peers (Ansprechpartner für Bewältigung).
Bruno StreibelSeelsorger für Feuerwehr, Polizei und Rettungsdienst im NebenamtLtd. NotfallseelsorgerPsychosoziale Fachkraft nach CISMNLP Master zert.e-mail: Bruno.Streibelt-online.deTel.: 07132 92 07 07Fax: 07132 920901Handy: 0163 30 11 194