Feuer im Pflegeheim − ein Schreckensszenario. Alte und gebrechliche Menschen sind weniger mobil oder gar ans Bett gefesselt. Wenn ein solcher Alarm bei der Rettungsleitstelle Heilbronn eingeht, ist daher höchste Eile geboten. André Göbl, Chef der Feuerwehr Leingarten, und Ilona Krotz, Heimleiterin im AWO-Pflegeheim am Leinbach, wollen nichts dem Zufall überlassen und haben deshalb gemeinsam einen Evakuierungsplan aufgestellt.
Hat das Konzept noch Lücken? Gibt es Nachbesserungsbedarf? Das war die Fragestellung bei einer Einsatzübung am Sonntagmorgen, bei der sich Bürgermeister Ralf Steinbrenner und etliche Zaungäste über die Leistungsfähigkeit ihrer Wehr ein Bild machten.
Ausreichend Feuerlöscher in den Fluren, ein vernetztes Rauchmeldesystem − die Sicherheitseinrichtungen im Heim sind vorbildlich. Doch die Feuerwehr sieht insbesondere für die künftige Abteilung der Wachkoma- und Beatmungspatienten ein erhöhtes Gefährdungspotential. Weil diese Betreuten oft nicht mobil und auch nicht ansprechbar sind, ist das für die Wehrmänner eine besondere Herausforderung.
Atemschutz Schnell macht sich Einsatzleiter Roland Gräsle ein Bild von der Situation: Im linken Flügel, in dem künftig Wachkomapatienten untergebracht sein werden, ist das fiktive Feuer ausgebrochen. Elf "verletzte" Personen befinden sich im Haus. Dicker Rauch aus der Nebelmaschine versperrt den Fluchtweg. Rasch sind die Schläuche durchs Treppenhaus nach oben verlegt. Atemschutzgeräteträger suchen die verrauchten Flure ab.
In den Zimmern warten Patienten auf Rettung. Sie müssen zusammen mit ihren Beatmungsgeräten aus dem Haus gebracht werden. Keine leichte Aufgabe für die 40 Wehrmänner. "Die Beatmung muss absolut gesichert sein, denn ohne die Maschine sind die Personen innerhalb von sechs Minuten tot", sagt der leitende Notarzt Georg Breuer, der mit Helfern der DRK-Ortsgruppen Leingarten und Brackenheim vor Ort ist.
Dort, wo die Rettung über die beiden Treppenhäuser nicht möglich ist, kommt die Drehleiter zum Einsatz. Ein Fall für Heiner Schiefer. Der Kommandant aus Lauffen ist mit drei seiner Leute und dem Spezialfahrzeug vor Ort. Meter um Meter fährt die Leiter in die Höhe zum zweiten Obergeschoss. Neben einem Feuerwehrmann fährt auch ein Sanitäter mit. Millimeterarbeit ist angesagt, wenn der Transportkorb ans Fenster andockt. Natürlich wird jetzt keine Seniorin auf die Trage geschnallt und aus luftiger Höhe zum Boden transportiert. Das üben die Einsatzkräfte mit einer Stoffpuppe. Ein aufgeschnallter Plastikkübel symbolisiert die Beatmungsmaschine. Behutsam geht"s wieder nach unten, wo helfende Hände der DRK-Kräfte bereits ausgestreckt sind.
Logistik Am sogenannten Sichtungsplatz treffen die Helfer mit Patienten ein − dargestellt von Aktiven der Jugendwehr und Angehörigen der Floriansjünger. Notarzt Breuer entscheidet hier und jetzt, wie die Patienten medizinisch weiter behandelt werden. Rettungsassistent Thomas Krieger ist organisatorischer Leiter, übernimmt die Logistik des Weitertransports. Doch bis es soweit ist, werden die Wachkoma-Patienten im Zelt versorgt. Das stammt samt Technik und Medikamenten aus einem speziellen Gerätewagen, den das Rote Kreuz aus Brackenheim im Einsatz hat.
Breuer ist ebenso zufrieden mit dem Ablauf der Übung wie Kommandant Göbl: "Bei einem solchen Objekt, in dem so viele Leute wohnen, ist man ruckzuck an der Grenze seiner Personalstärke angelangt."
Bild 1: Drehleiter im Einsatz: Feuerwehr und DRK üben am AWO-Pflegeheim am Leinbach in Leingarten mit Puppen die Rettung von Wachkoma-Patienten. Foto: Gabi Muth
Bild 2 +3: Atemschutztrupps bei der Personensuche
Bild 4: Koordination am ELW1
Bild 5: Sichtung der geretteten Patienten
Fotos 2 - 5: Volker Lang