Feuerwehrmann. Der Klassiker unter den ganz frühen Berufswünschen ist kein Klischee, sondern manchmal sogar angeboren. Viele lebende Beispiele dafür konnte man am Samstag in der Heilbronner Fußgängerzone beobachten: bei der Unterländer Ausgabe des deutschlandweiten Jugendfeuerwehr-Aktionstags.
Gerade mal ein Jahr und vier Monate alt ist der Bub, der sich von seinem Papa Axel Kühnert begeistert auf ein Löschfahrzeug heben lässt. „Wojewa“: So klingt es, wenn Hilmar-Örn Kühnert „Feuerwehr“ sagt. Wie die Feuerwehr macht, weiß der kleine Bad Friedrichshaller auch: „Dadüdada.“ Sein Vater ist überzeugt: Der Junge will mal Feuerwehrmann werden.
Da wäre Hilmar-Örn nicht der Erste, wenn auch, vielleicht, der Jüngste. Markus Knobloch (15), Sohn eines Freiwilligen Feuerwehrmanns aus Heilbronn-Frankenbach, wollte schon zur Feuerwehr, seit er sechs war. Er musste warten, bis er zwölf wurde. Beim Aktionstag am Samstag erklärt er an einem der großen Löschfahrzeuge die verschiedenen Geräte und wofür man sie benutzt.
Männerdomäne Was ihm bei der Jugendfeuerwehr am meisten Spaß macht? „Die Löschübungen.“ Da macht jeder mit, jeder hat seine Aufgabe. Und auch: jede. Wobei die Jungs nicht nur in der Heilbronner Jugendfeuerwehr „die große Mehrheit“ sind. „Drei, vier Mädchen von insgesamt 20 bis 30“, peilt Philipp Saller aus Heilbronn-Biberach über den Daumen, wie sich die Gruppe zusammensetzt. „Mädchen haben wir viel zu wenig“, bestätigt auch Kreisjugendwart Knut Steinbauer, Vertreter der Landkreis-Jugendfeuerwehren. „Männersache“ sei Feuerwehr in vielen Landkreisgemeinden nach wie vor. „Ein Mädchen, das zur Jugendfeuerwehr geht, ist in vielen Orten dann das einzige Mädchen dort.“ Dabei ist der Feuerwehrwunsch, zumindest bei den Kindern, die am Samstag auf die Leiter steigen und bei der Rettungsübung mitmachen, gleichmäßigüber beide Geschlechter verteilt.
Kinderfeuerwehr Die Bad Wimpfener Feuerwehr kommt dem Wunsch der Kinder seit 2005 weit entgegen, Schwaigern hat jetzt nachgezogen: Beide Gemeinden haben inzwischen eine Kinderfeuerwehr. Fünf Jahre „sind ein günstiges Alter“, findet Erzieherin und Feuerwehrfrau Christiane Fuchs, die die Bad Wimpfener Kinderfeuerwehr leitet. Mit zehn Jahren - so das aktuelle Einstiegsalter für die Jugendfeuerwehr - „sind ganz viele schon zum Tennis oder Fußball abgeworben“. Den Heilbronner Markus Knobloch, der sechs Jahre lang geduldig gewartet hat, nennt sie einen Glücksfall: „Viele geben den Wunsch bis dahin auf.“
Übrigens: Sogar Dietmar Herrmann, Chef-Dekorateur bei Galeria Kaufhof, wollte als Kind Feuerwehrmann werden. Am Samstag freute er sich über die Kooperation zwischen Kaufhof und Feuerwehr, die es in dieser Form noch nie gegeben hat. „Feuerwehrmann Sam“, eine Fernseh- und Spielzeugfigur, stand Pate für die bundesweite Gemeinschaftsaktion zu Gunsten der Ehrenamtlichen. Herrmann: „Wir spenden von jedem verkauften Sam-Artikel zwei Euro an die Jugendfeuerwehren.“
Bild: Hoch hinauf: Wenn es um die zwölf Meter Richtung Kaufhof-Dach ging, waren am Samstag die Mädchen häufig mutiger als die Jungen. (Foto: Dittmar Dirks)