Feuer im dritten Obergeschoss der Klinik Löwenstein. Auf der Station P 1 breitet sich dichter Rauch aus. Kein Strom. Das Telefon ist tot. Und die Computer funktionieren auch nicht mehr. Es ist Samstagnachmittag Großübung mit Brandschutzevakuierung für rund 130 Einsatzkräfte der Freiwilligen Feuerwehren und des Deutsches Rotes Kreuz (DRK) in der Lungenfachklinik. \"Es ist die erste seit fünf Jahren\", sagt Geschäftsführer Dieter Bopp. Höchste Zeit. \"Denn die Feuerwehren haben guten Nachwuchs, aber sie müssen im Ernstfall die Gegebenheiten vor Ort kennen\", sagt Bopp.
Operiert Es ist 15 Uhr. Feueralarm. Im Flur der Pneumologie sieht man die Hand vor Augen nicht mehr. 19 Patienten, die von Mimen des DRK gespielt werden, liegen auf der Station. \"Von nicht Deutsch sprechend über frisch operiert bis hin zu geistig verwirrt\", sagt Manfred Kurz, Kommandant der Freiwilligen Feuerwehr Löwenstein, der an diesem Nachmittag vor allem als Brandschutzbeauftragter der Klinik mitwirkt. Ein Patient ist sogar am Beatmungsapparat angeschlossen. \"Die Situation muss so realistisch wie möglich sein\", sagt Bopp.
15.08 Uhr. Die Freiwillige Feuerwehr Löwenstein trifft ein. Zwei Mann mit Atemschutzgeräten orten die Lage auf der vernebelten Station. Einsatzleiter und stellvertretender Kommandant Markus Wagner alarmiert die Leitstelle Heilbronn. Die Wehren aus Obersulm, Wüstenrot und Weinsberg rücken an.
Währenddessen husten die Patienten im Rauch. Die Feuerwehrmänner, die sie zuvor aus ihren Zimmern geholt haben, reden durch ihre Atemschutzmasken auf sie ein. Aber das Feuer ist nicht gelöscht und der Flur nicht vom Rauch befreit. \"Es läuft nicht alles optimal\", sagt Einsatzleiter Wagner.
Währenddessen benötigt die Wehr aus Wüstenrot mehrere Anläufe, um mit der Drehleiter den Balkon im dritten Stock zu erreichen. Dort hatten drei Patienten um Hilfe gerufen. \"Wir hatten Probleme mit der Kommunikation. Die Lage war nicht ganz klar\", erklärt der Wüstenroter Kommandant Hans Mühlmann. Für ihn kein Beinbruch: \"Der Übungseffekt war hervorragend.\"
Treppenhaus Schwierigkeiten auch vor der Klinik: Während die Brandbekämpfer dem Feuer vom Treppenhaus aus mit einem Löschrohr zu Leibe rücken und mit einem Überdruckbelüfter den Rauch vertreiben, retten die Kollegen die Patienten via Feuerwehrfahrstuhl ins Freie. Dort ist nicht klar, was mit den Kranken passieren soll. Unter anderem weil kein leitender Notarzt eingetroffen ist. \"Dafür kann ich nichts\", sagt der Einsatzleiter des DRK, Kai Kluger aus Heilbronn. Er lässt die Betten rund 50 Meter vom Ausgang entfernt aufbauen. \"Im Hof war kein Platz. Da standen die Feuerwehrfahrzeuge\", sagt Kluger, der nach der Übung trotzdem zufrieden ist: \"Im Großen und Ganzen hatten wir das Chaos schnell im Griff. Wir haben keinen abgängigen Patienten. Das ist ein Riesenerfolg.\"
So sieht das auch der Einsatzleiter der Feuerwehr. \"Unter dem Strich ist es gut gelaufen. Aus Fehlern lernt man\", sagt Wagner. Und genau deswegen seien solche Übungen ja auch so wertvoll, resümiert Klinik-Geschäftsführer Dieter Bopp.
Bild 1: Mit der Trage auf der Drehleiter wird Patient Jim Knopf, gespielt von Siegfried Bogdanski aus Herrenberg, aus dem dritten Stock gerettet.Fotos: Wolfgang Müller
Bild 2: Die Helfer des Roten Kreuzes kümmern sich im Freien um die Patienten.
Bild 3: Im Flur der Station P 1 ist kaum die Hand vor Augen zu sehen.