Sie sind in mehreren Reihen aufgestellt, 62 rote Spinde für die männlichen Aktiven und die Jugendlichen. Dazwischen ist Platz zum Gehen und Drehen. Zwei Bügel pro Spind, ein Helmhalter, ein Haken für den Gurt und ein Abstellgitter für die Stiefel. Welch ein Unterschied. Bisher haben sich die Feuerwehrmänner und -frauen wie Ölsardinen hinter den Einsatzfahrzeugen in ihre schwere Arbeitskleidung gezwängt. Jetzt geschieht das gefahrlos. Ohne Ellenbogenschubser. In getrennten Räumlichkeiten für Männlein und Weiblein, denen jeweils Duschen und Toiletten angegliedert sind. Die Talheimer Feuerwehr ist ins neue Domizil eingezogen. Als letztes sind die vier Einsatzwagen am Samstag aus der Keltergasse in den Feuerwehrcampus an der Horkheimer Straße gefahren worden. Platz, das ist das große Zauberwort für den knapp vier Millionen Euro teuren Neubau.
Funkraum „Das erleichtert schon sehr.“ Dieser Satz von Kommandant Gerhard Schmidt gilt nicht nur für den Funkraum. Vorbei die Zeiten, in denen die Einsätze per Hand notiert worden sind. Jetzt sind die 47 Aktiven im digitalen Zeitalter angelangt, haben zwei PC-Plätze, an denen sich die Statusmeldungen der Fahrzeuge im Notfall abrufen lassen. Alles lässt sich dokumentieren, speichern. Wer am Funktisch sitzt, hat einen Blick in die Fahrzeughalle und auf den Hof. „Gut gestaltet“, lautet Schmidts zufriedener Kommentar. Er zeigt auf die Sprechanlage zur Fahrzeughalle, auf die Sirene, über die im Katastrophenfall auch Durchsagen erfolgen können. „Das hört man fast bis nach Flein“, sei der ganze Ort damit zu erreichen.
„Wir hatten nicht viele Möbel, keinen Büroraum“, stellt Schmidt im Bereitschaftsraum mit Teeküche vor dem Funkraum fest. Er schreitet an der Stiefelwaschanlage und der Garderobe für die Funktionswesten vorbei in die Fahrzeughalle. Fünf Stellplätze für vier Fahrzeuge? „Damit man nicht anbauen muss“, sagt Schmidt zu dieser Option. Anhänger, Schlauchwagen und Schwerlastregal sind hier abgestellt.
Mauerwerk, Sichtbeton und weiß gestrichene Wände wechseln sich ab, im Erdgeschoss ist alles gefliest. Kämmerer Dieter Uhler weist auf den Boden der Fahrzeughalle hin: Rüttelklinker – belastbar, abrieb- und rutschfest. Lagerräume für Gerätschaften, für Schläuche oder Tauchpumpen, die Kalthalle sowie eine Werkstatt, in der vor Ort nun repariert werden kann, münden von der großen Halle ab.
„Ich bin sehr zufrieden“, sagt Jugendwart Peter Schmidt, der nun den Nachwuchs nicht länger in einem Lagerraum in der Keltergasse betreuen muss. Es gibt jetzt einen großen Jugendraum samt kleinem Büro mit Regalen für Spiel- und Bastelmaterial.
Jugendwart Schmidt preist auch den neuen Standort an, der schneller anzufahren sei. Unten im Ort habe es immer Probleme beim Parken gegeben, hier oben sind 32 Plätze angelegt. Der große Hof biete genügend Fläche für die Übungen. Und natürlich lässt Schmidt den Übungsturm zum Anleitern und Abseilen nicht unerwähnt.
Blick Die Glasfronten des Schulungsraums im Obergeschoss ? von dem das holzvertäfelte Floriansstüble mit maßgeschneiderter Sitzbank und Tisch abgeht ? eröffnen den Blick in die Landschaft. „Schöner und besser hätte es nicht werden können“, schwärmt Bürgermeister Rainer Gräßle. „Es hat absolut seinen Preis“, gibt er zu. „Wichtig ist, dass sich der Preis im Feuerwehrhaus widerspiegelt. Und das tut es.“ Kämmerer Uhler geht davon aus, dass die Kosten unter 3,97 Millionen Euro bleiben. Selbst Feuerwehrmann in Ittlingen, sei es für ihn eine Ehre gewesen, diesen Neubau zu begleiten. „Eine Herzensangelegenheit“, sagt Uhler.
„Tausend Prozent besser als bisher“, lautet das Fazit von Vize-Kommandant Markus Schüchtle, der die vergangenen Monate mehrere Stunden täglich auf der Baustelle gewesen ist. „Es ist das schönste Feuerwehrhaus in Baden-Württemberg“, meint Gemeinderat und Feuerwehrmann Erhard Schoch strahlend.
„Was wir zu sagen haben, ist gebaut“, will Ursula Hüfftlein-Otto von OHO Architekten aus Stuttgart keine Bewertung abgeben.
Bild: Die Landschaft ins Haus geholt, das ist die Philosophie der OHO-Architekten. Die Fassade aus Wasserstrichziegel in Beige- und Grautönen sieht edel aus und lässt auf den ersten Blick nicht einen Funktionsbau, wie ein Feuerwehrhaus, vermuten. (Foto: Dennis Mugler)