Ganz nüchtern betrachtet, hat die Heilbronner Wasserschutzpolizei (Wapo) nur ihr neues Dienstgebäude bezogen. Aber was heißt hier "nur"? Die lange und prominente Gästeliste der feierlichen Schlüsselübergabe am Freitagmittag ließ schon erahnen, dass in diesem Akt mehr drinsteckt. Zum Beispiel Innenminister Heribert Rech schaute sich im Haus um, das äußerlich einem Schiff nachempfunden ist. Stefan Scheffold, Staatssekretär im Finanzministerium, freute sich über die "Investition in die Sicherheit". Heilbronns Oberbürgermeister Helmut Himmelsbach betonte, wie wichtig der Neckar schon immer für die Stadt war und auch in Zukunft sein wird.
Der ungewöhnlich große Bahnhof zur Eröffnung kann aber noch andere Gründe haben. Schließlich haben die Landesbehörden nicht mehr so viele Gelegenheiten, ihre Investitionen zu feiern. Da sind die knappen Kassen vor. Dies sprach Innenminister Heribert Rech offen an, als er bei der Einweihung sagte, dass ein gutes "bauliches Umfeld" wichtig für die Arbeit der Polizei wäre, auch die der Wasserschutzpolizei. "Denn die Polizei bekommt immer mehr Aufgaben, bei nicht vermehrtem Personalstand." Rech verschwieg nicht den "Wermutstropfen", der die Freude trüben würde. Denn die rund 23 Wasserschutzpolizisten sind jetzt zwar gebäudetechnisch auf dem neuesten Stand, müssen aber mit einem 25 Jahre alten und damit reparaturanfälligem Boot auskommen. Fast entschuldigte sich Rech dafür, dass für den "Oldtimer" im aktuellen Haushalt kein Geld locker zu machen war.
Könnte aber auch gut sein, dass die Freude bei der Eröffnung so immens war, weil der Sprung vom alten zum neuen Gebäude so groß war. Denn das bisherige Domizil 500 Meter flussabwärts aus dem Jahr 1954 mit dem undichten Dach bezeichneten viele als Bruchbude. Die Bedingungen am Bootshaus, wo eines der beiden Dienstboote bei üblem Wetter sang- und klanglos untergegangen war, nannte der Heilbronner CDU-Bundestagsabgeordnete Strobl als "zeitweise lebensgefährlich".
Es gibt aber noch einen letzten Grund für die prominent besetzte Schlüsselübergabe. Denn viele von den 20 Millionen Euro, die die Hochbauverwaltung des Landes pro Jahr in Polizeibauten steckt, bleiben im Unterland hängen. Zum Beispiel 3,2 Millionen Euro für ein neues Gebäude der Autobahn- und Verkehrspolizei Weinsberg. Heilbronns Polizeichef Roland Eisele hofft, dass es noch einige Euro mehr werden. Denn "wir brauchen dringend eine Schieß- und Trainingsanlage". Da das Bundeswehrdepot in Siegelsbach jetzt eher als gedacht geschlossen wird, fällt ein wichtiger Übungsplatz für rund 800 Vollzugsbeamte der Polizeidirektion (PD) weg. Darum war das neue Wapo-Haus für Eisele ein "wichtiger Meilenstein in der Geschichte der PD". Weitere sollen folgen.
Bild: Neuer Kommandostand der Heilbronner Wasserschutzpolizei: Burkhard Müller erklärt Staatssekretär Scheffold und Innenminister Rech (v.l.) die Technik. (Foto: Sawatzki)