Gisela Schneck steht die Anspannung der vergangenen Tage und unruhigen, fast schlaflosen Nächten ins Gesicht geschrieben. Mit dunklen Rändern unter den müden Augen sitzt sie da. Am Mittwochmittag fraßen Flammen Hab und Gut der Familie auf. Der Brand in einem Wohnhaus an der Jagsthäuser Straße (wir berichteten) hinterließ zerstörte Möbel, rußgeschwärzte Wäsche und Ratlosigkeit. „Letztlich bin ich froh, dass keinem was passiert ist“, sagt Gisela Schneck (37). Das Haus ist im Moment unbewohnbar. Geplant ist, dass es renoviert wird, teilt der Hauseigentümer mit. Bis dahin richtet sich Familie Schneck in einem Provisorium ein.
Als das Feuer in einem Hauswirtschaftsraum ausbrach - die Ursache liegt wahrscheinlich in einem technischen Defekt, erklärte die Feuerwehr Möckmühl - befand sich Sohn Benjamin (16) gerade in der Küche. „Ich hab' saubergemacht“, erzählt er. Vater Philipp (40) sah von außen Rauch aus einem Fenster steigen und eilte ins Obergeschoss. Sie brachten sich in Sicherheit. Die schwarzen Spuren des Feuers zeichnen sich an der Hauswand ab.
Nur zusehen
Gisela Schneck war gerade in Möckmühl beim Einkaufen. Die Nachricht, das Haus brennt, kam übers Handy. Im ersten Moment hielt sie es für einen schlechten Scherz. Zuhause angekommen, „hab' ich mich hingehockt und nur geheult“.
Die Feuerwehr war schon da. Etwas machen konnte die Familie nicht. Nur zusehen. Die Eltern und Tochter Tamara (13) wohnen im Moment im Wohnwagen, mit dem sie sonst in den Urlaub fahren. Die beiden Söhne Benjamin und Patrick (18) sowie Patricks Freundin Romina (20) und deren Töchterchen Annjali (1) sind bei Verwandten untergekommen. Das Feuer schweißt die Verwandtschaft zusammen. „Alle wollen helfen“, sagt Gisela Schneck. „Ich weiß nur nicht, was wir zu erst machen sollen.“ Wo anfangen? Wie weitermachen? Gisela Schneck fühlt sich wie vor einem Berg. „Das Geschirr kann man spülen“, meint sie. Ob der Rauchgestank aus der Wäsche, die verschont blieb, wieder herausgeht? Kaputt sind das Ledersofa, die Küche. Manche Möbel wie den alten Esstisch könne man ja abschleifen.
Zu allem Übel kommt hinzu, dass die Schnecks keine Hausratversicherung abgeschlossen haben. „Hinterher bist du immer gescheiter“, meint Gisela Schneck bitter. Ob sich mit der Haftpflichtversicherung ein Teil der Ausgaben decken lässt, ist fraglich. Das Haus muss geräumt werden. Container sind zu bestellen. Hat jemand Hilfe angeboten? Die Stadt schlug vor, dass die Familie in ein Übergangswohnheim zieht. Ansonsten steht nur die Verwandtschaft parat.
Kommunionsbilder
Dem Feuer fielen nicht nur Haushaltsgegenstände, Möbel und Kleidung zum Opfer. Es sind die kleinen Dinge, deren Wert sich nicht in Euro ausdrückt. „Neulich noch hat mein Mann gesagt: Häng doch endlich mal die Kommunionsbilder ab.“ Nein, entschied Mutter Gisela, die bleiben. Jetzt sind sie verbrannt. Oder die Bonsaibäumchen. „Die sind ausnahmsweise mal gekommen“, berichtet Gisela Schneck lächelnd von dem seltenen Erfolg. „Die sind jetzt kaputt.“ Und Benjamin hatte eine Armbanduhr von seinem Opa geerbt. Auch sie ist in den Flammen untergegangen. Versicherungsunterlagen? Kontoauszüge, Schulhefte oder Dokumente? Noch ist nicht klar, was alles in Mitleidenschaft gezogen wurde.
Auf ein derartiges Ereignis war die Familie nicht vorbereitet. Es stellt das Leben auf den Kopf. „Die Feuerwehr hat gesagt, sie hätten schon Schlimmeres gesehen. Aber für uns ist es schlimm genug.“
Feueralarm
Die Sirenen hat Gisela Schneck in Möckmühl gehört. „Du hörst sie, aber du denkst nie, dass es bei dir sein kann.“