125 Jahre Freiwillige Feuerwehr Gemmingen: Mit einem kurzweiligen Bankett begann am Freitagabend das dreitägige Jubiläumsfest. Im Festzelt freute sich Kommandant Karl-Richard Sorg über zahlreiche Abordnungen der umliegenden Feuerwehren.
In seiner Rede ließ Kommandant Sorg die wechselvolle Geschichte einer der ältesten Feuerwehren im Umkreis Revue passieren. Dank der fast vollständig erhaltenen Protokollbücher - lediglich eines ging in den letzten Tagen des Zweiten Weltkrieges verloren - konnten die Floriansjünger ihre Geschichte fast lückenlos rekonstruieren.
So wurde in den Anfangsjahren größter Wert auf Disziplin und Ordnung gelegt. Mitglieder, die bei Brandeinsätzen ohne ausreichende Entschuldigung gefehlt hatten, wurden rücksichtslos bestraft. In den Anfangsjahren der Feuerwehr wurden bei Übungen nicht nur die Löschmaßnahmen geübt, sondern wurde auch das Exerzieren groß geschrieben.
Geschichte hingegen schrieb die Gemminger Feuerwehr Ende des 19. Jahrhunderts, als Heinrich Betz Bürgermeister und Kommandant in Personalunion war. In diese Zeit fiel auch der erste Großeinsatz der Gemminger Wehr: 1888 musste sie zu einem mehrtägigen Großeinsatz nach Großgartach ausrücken. Auch beim „Gemminger Hagelschlag“ 1897 dauerte der Einsatz mehrere Tage, um die Schäden, die ein verheerendes Unwetter binnen einer halben Stunde angerichtet hatte, notdürftig zu beseitigen.
Nachdem 1910 der Brand im Gemminger Schulhaus dank der Hilfe der Stebbacher Wehr noch bekämpft werden konnte, musste die Feuerwehr in der Zeit des Ersten Weltkriegs ihre erste schwere Phase überstehen. Ab 1919 wurde die Wehr wieder aufgebaut und durchlebte in den 20er Jahren mit der Weltwirtschaftskrise ihre schwärzeste Phase, wie das Protokoll der Generalversammlung vom April 1924 bezeugt: „Ein Rechenschaftsbericht konnte nicht verlesen werden, weil alles durch die Inflation verloren ging.“
Einen erneuten tiefen Einschnitt in die Gemminger Feuerwehrgeschichte bedeutete der Zweite Weltkrieg, denn nach dessen Ende verspürten die Gemminger Männer wenig Lust, jemals wieder eine Uniform zu tragen, so dass sich der erneute Wiederaufbau schwierig gestaltete.
Einen Meilenstein markierte die Erstellung der Gemminger Wasserversorgung, die den Floriansjüngern ihre Arbeit auch in der heutigen Zeit wesentlich erleichtert. Bemerkenswert war auch der Umbau des Gärtnerhauses des Schlosses in ein Gerätehaus, denn diesen bewerkstelligten die Männer in Eigenregie in der rekordverdächtigen Zeit von nur zwei Wochen. Nachdem dieses Gerätehaus zu klein geworden war, konnte die Wehr im Jahr 1977 ihr jetziges Domizil beziehen.
Besonders stolz zeigte sich Kommandant Sorg über die Gründung der Jugendfeuerwehr im Jahr 1988. Der Gemminger Löschnachwuchs zählt derzeit 38 Mitglieder, so dass der Fortbestand der Abteilung gesichert ist. Seine Freude über den guten Ausbildungsstand der Wehr äußerte Gemmingens Bürgermeister Timo Wolf. In seiner Laudatio wies er darauf hin, dass in der heutigen Zeit nicht die Brandeinsätze das Gros der Feuerwehrarbeit darstellten, sondern Gefahrgut und Unfälle das Risiko für die Rettungskräfte erhöht haben. „Heutzutage braucht die Feuerwehr zwei Voraussetzungen für die Zukunft. Zum einen das richtige Material, zum anderen ehrenamtliche Mitarbeiter“, so der Rathauschef. Er sicherte zu, dass sich die Gemeinde notwendigen Anschaffungen in der Zukunft nicht verschließen werde.
Ausrüstung im übertragenen Sinn brachte der Vorsitzende des Kreisfeuerwehrverbandes, Reinhold Korb, mit nach Gemmingen. Er überreichte Kommandant Karl-Richard Sorg eine alte Glocke, wie sie früher benutzt worden ist, um die Aktiven zu Einsätzen zu rufen: Damit Sorg „bei Sitzungen für Ruhe sorgen kann“.