Das Auto steht nach mehrfachem Überschlag wieder auf den Rädern, ist jedoch mit eingedrücktem Dach völlig demoliert. Der Fahrer ist eingeklemmt und kann sich nicht selbst befreien – die Türen lassen sich auch von außen nicht öffnen. Schnelle Hilfe ist notwendig. Die Freiwillige Feuerwehr Neuenstadt trifft am inszenierten Unfallort eine Situation vor, mit der Rettungskräfte auf den Straßen Tag für Tag konfrontiert sind. Doch heute muss nicht alles blitzschnell gehen, keiner nimmt mit der Stoppuhr die Zeit. Das Ganze ist nur eine Übung und Bestandteil des Grundseminars der Firma Weber zum Thema „patientengerechte Unfallrettung PKW“.
Schulbank Doch in Teil eins der Übung heißt es für 30 Floriansjünger der Kocherstadt zunächst die Schulbank zu drücken. Drei Stunden Theorie sind angesagt: André Göbl und Bernd Fetzer bringen den Blauröcken die Grundlagen der schnellen und schonenden Unfallrettung näher. Auch die Kooperation mit Polizei, Notarzt und Rettungsdiensten sowie die Betreuung des Verunfallten werden dabei behandelt. „Die beiden wissen, wovon sie sprechen“, lobt Kommandant Hartmut Schaffroth, denn die Ausbilder würden selbst seit Jahrzehnten Rettungsdiensten angehören.
Doch was nützt alles theoretische Wissen, wenn es nicht in der Praxis angewendet und umgesetzt werden kann? Von jetzt an steht die praktische Ausbildung im Mittelpunkt. Dazu wurden auf dem Gelände der Wehr im Vorfeld drei Unfallschwerpunkte geschaffen: Ein Fahrzeug liegt auf dem Dach, bei einem anderen ist das Dach total eingedrückt, und ein drittes liegt auf der Seite.
Zeitgleich erfolgt in drei Gruppen die Stationsausbildung mit den unterschiedlichen Anforderungen. Nach einer Dreiviertelstunde wechselt jede Gruppe eine Station weiter. Nicht ohne Stolz beobachtet Schaffroth das Geschehen. Denn seine Leute sind am Samstagnachmittag trotz schweißtreibender Temperaturen motiviert und außerdem zielgenau bei der Sache. Die beiden Ausbilder müssen nur wenig korrigierend eingreifen. Göbl und Fetzer geben jedoch immer mal wieder wertvolle Hinweise im Umgang mit der persönlichen Schutzausrüstung sowie der praktischen Anwendung von Spreizer, Schwere und anderen Gerätschaften.
Regeln Doch vor allen Aktivitäten sind die Standard-Einsatz-Regeln wichtig, die da lauten: Sicherung, Lage-Erkennung, Ersteröffnung, Versorgungs-/Befreiungseröffnung. „Nur wenn diese Regeln beachtet werden, ist eine schnelle und schonende Unfallrettung möglich, ohne sich dabei selbst in Gefahr zu bringen“, erklärt der Kommandant.
Die insgesamt 120 Mitglieder zählende Neuenstädter Wehr, darunter befinden sich auch drei Frauen, haben den Bereich der Autobahn 81 von Möckmühl bis zum Weinsberger Kreuz abzudecken. Der Jugendabteilung gehören 40 Mitglieder an.