Kreisfeuerwehrverband Heilbronn

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Arbeitsunfall: Betonwand erschlägt Bauarbeiter

Heilbronnvon Carsten Friese, HSt

Eine umstürzende Betonwand auf einer Heilbronner Baustelle hat gestern den Tod eines Arbeiters verursacht. Der 36-jährige Mann, der aus dem ehemaligen Jugoslawien stammt, wurde gegen 11.45 Uhr von der zwei bis drei Tonnen schweren Wand erfasst und gegen einen Erdwall des Baugrubenrandes gedrückt. Im Krankenhaus am Gesundbrunnen starb er am Nachmittag an seinen schweren Kopf- und Brustverletzungen. Ein weiterer Bauarbeiter, ein 30-jähriger Deutscher, wurde ebenfalls von der Wand getroffen und kam mit schweren Armverletzungen in die Klinik.

Fehlersuche

Kurz nach zwölf Uhr untersuchen viele Polizisten die Baugrube in der Sontheimer Agnese-Schebest-Straße. Hier, wo eine Hohenloher Wohnbaufirma zwei Mehrfamilienhäuser errichten will, wurden gestern die Fertigwände für das Kellergeschoss mit Hilfe eines Kranes aufs Fundament gesetzt. Nach ersten Ermittlungen der Polizei hatte der Kranführer der beauftragten Baufirma die rund fünf Meter lange Fertigteilwand auf dem vorgesehenen Platz abgestellt. Durch mutmaßlich eine metallene Montagestrebe war die Wand gesichert.

Warum das Fertigteil in Richtung der zwei Bauarbeiter hinter der Wand kippte, ist unklar. Schuldzuweisungen macht die Polizei keine. Aber: Wenn eine Wand auf einer Baustelle kippe, „muss vorher ein Fehler passiert sein“, sagt Kripobeamter Thomas Korinek. Die Frage, ob ein Material- oder ein menschlicher Fehler die Ursache war, müsse geklärt werden. Auch von der Berufsgenossenschaft Bau ist ein Sachverständiger auf der Baustelle.

In der Baugrube gibt es noch Spuren des Unfalls. An einer Stelle der Betonwand, die mit Hilfe des Kranes nach dem Unfall wieder schräg nach oben gezogen wurde, sind kleine Risse zu sehen. Ein gelber Helm liegt direkt darunter auf dem steinigen Erdboden.

"Wir bedauern den tragischen Unfall außerordentlich“, sagt der Firmenchef des Hohenloher Bauträgers. Er bezeichnet die beauftragte Baufirma aus dem Main-Tauber-Kreis als alteingesessen. Man habe nichts zu beanstanden gehabt und sich noch in dieser Woche über die Sauberkeit auf der Baustelle gefreut. Geschockt reagiert die Frau des Chefs der Baufirma. „Das ist brutal“, sagt sie am Telefon zu dem Unfall. Ihr Sohn sei der zweite Arbeiter gewesen, der verletzt worden sei. Sie kann sich nicht erklären, „was da passiert ist“.

Sogar ein Rettungshubschrauber war in Sontheim gelandet. Die Einsatzkräfte hätten dann entschieden, den bereits auf der Trage liegenden Schwerstverletzten direkt mit dem Rettungswagen zu befördern und nicht noch umzulagern, erklärte Polizeisprecher Harald Schumacher.

Sicherheitsvorgaben

Auf einer Baustelle müsse man für jeden Arbeitsschritt eine Gefährdungsbeurteilung haben, erklärt Ingenieur Ulrich Holzwarth von der BG Bau. Ein Fertigteil müsse solange am Kran befestigt bleiben, bis es „gesichert und fixiert“ sei. Schräge Montagestreben zur Absicherung von Fertigteilen sind üblich. Ihre Zahl hängt üblicherweise von Vorgaben des Herstellers oder eines Statikers ab. Mindestens zwei Streben pro Fertigteil empfiehlt die BG Bau.