Still liegt die Hühnerfarm zwischen Obergimpern und Wagenbach am Samstag zur Mittagszeit in der Sommerglut. Auf den ersten Blick deutet nichts auf die Brandkatastrophe hin, die sich in der Nacht zum Samstag hier abgespielt hat. Von einer der drei Haupthallen der Anlage stehen nur noch Reste der Außenwände. In der Luft liegt noch leichter Rauchgeruch.
Feuerschein In der Nacht zuvor hatte hier noch helle Aufregung geherrscht. Gegen 2 Uhr nachts war die Nacht zum Tage geworden. Von Sirenen aufgeschreckt, kamen viele zu Fuß zur Hühnerfarm, etliche fuhren mit dem Auto den Berg hinauf. Einige reagierten auch wie Uli Renk und seine Familie, die zuhause blieben und erst am Samstag mit dem Fahrrad die Lage erkundeten. \"Der Feuerschein leuchtete am Himmel. Wir hörten das Krachen von Holz, Brandgeräusche, dann rückten die Löschzüge an, erst einer, dann der zweite, dann ein dritter. Nach fünf Minuten verließ mein Nachbar, der bei der Feuerwehr ist, eilig das Haus. Da wusste ich Bescheid\", erzählt Renk.
Schock Wie viele Obergimperner sind auch Renk und seine Frau Jeanette Renk-Mulder den Geschädigten in ihren Gedanken ganz nah. Chef Klaus Riehle und Silvia Jodas samt ihren beiden Pudeln sitzen zur gleichen Zeit ein wenig im Abseits der niedergebrannten Halle und haben immer noch Tränen in den Augen. \"Das nimmt mich ganz schön mit\", sagt Riehle und fügt hinzu: \"Wir waren gerade fertig mit der Umstellung auf die Bodenhaltung. Lediglich der Vorraum wäre noch zu streichen gewesen und jetzt das!\"
Über die Brandursache wird gerätselt. \"Das geht jetzt seinen Gang und muss untersucht werden\", erklärt Riehle. Trotz des Schocks spüren er und Silvia Jodas, dass sie nicht allein da stehen. Viele Obergimperner hätten ihnen schon nachts ihr Mitgefühl ausgedrückt. Kollegen von Riehle, andere Geflügelzüchter, riefen an und fragten, ob sie mit etwas aushelfen könnten.
Brandwache Gut drei Monate nach dem Großbrand in der Berwanger Dachdeckerei Geist, haben die Feuerwehrleute erneut eine denkwürdige Nacht hinter sich gebracht. Stundenlang hatten die Ehrenamtlichen der Wehren aus der ganzen Umgebung tapfer gegen die Flammen angekämpft und dabei mit Erfolg verhindert, dass der Brand auf die anderen Gebäude und die Futtersilos übergriff.
Am Samstag um die Mittagszeit sind sie immer noch im Einsatz zur sogenannten Brandwache, die vorsieht, dass die Brandstelle 24 Stunden beobachtet werden muss. Feuerwehrmann Andreas Haffelder ist durch den nächtlichen Adrenalinstoß noch immer hellwach. Auch am Samstagmittag halten er und einige seiner Kameraden Löschschläuche in Richtung Halle, jedoch nicht, um Feuer zu löschen, sondern weil der Baggerfahrer damit anfängt, die Hallenwände einzureißen. Haffelder und die anderen sind auf der Hut vor Brandnestern, die in Kombination mit frischem Sauerstoff zu einem neuen Brand führen könnten. Das Dämmmaterial beäugen sie dabei mit besonderer Aufmerksamkeit.