Freie Fahrt für freie Bürger gibt's jetzt auf der A 6 zwischen Öhringen und Kupferzell dreispurig - aber ohne Standspur. Was ist, wenn's kracht? Beim ersten großen Unfall mit Todesfolge kamen Einsatzfahrzeuge nicht ohne Mühe durch.
Vermutlich wäre der Truckfahrer auch ohne Stau gestorben. Er war letzte Woche nach dem schweren Unfall in seinem Führerhaus verbrannt. Laut Polizei soll er schon beim Aufprall getötet worden sein.
Das Rote Kreuz hat noch keine besonderen Maßnahmen im Staufall eingeleitet. „Bei uns sind die Probleme kleiner, im Staufall durchzukommen“, meint Rettungsdienstleiter Jens Müller vom DRK Hohenlohe. Anders als für Großfahrzeuge der Feuerwehr gebe es für Rettungswagen eher noch Platz. „Aber das war ja abzusehen“, so Müller.
Dass seine Einsatzfahrzeuge kurzzeitig stecken blieben, räumt der Kreisbrandmeister und Öhringer Feuerwehrkommandant Günther Uhlmann ein. „Die Lastwagen machten alle drei Spuren dicht“, erklärt er. Solange Brummis nicht auch noch auf der linken Spur stehen, kommen die Floriansjünger aber durch, und er sehe dann keinen Nachteil im fehlenden Standstreifen. Der Einsatzleiter plant aber vor: Künftig wird zunächst nicht der ganze Löschzug in den Stau fahren. Über Funk werden bei Problemen Fahrzeuge gegen die Fahrtrichtung an den Unfallort dirigiert. „Das kriegen wir in den Griff“, ist sich Uhlmann sicher.
Für die Öhringer Feuerwehr war das der erste schwere Unfall in diesem Bereich. Mehr Erfahrung hat bereits die Berufsfeuerwehr (BF) Heilbronn, in deren Bereich schon einige Zeit die Standspur fehlt. „Es gibt manchmal Probleme da durchzukommen“, so Günter Baumann. Vor allem die ersten Fahrzeuge müssten ab und an warten. Baumann gibt zu, dass hier wertvolle Minuten für die Lebensretter verloren gehen könnten.
Harald Pfeifer, stellvertretender Revierleiter der Autobahnpolizei Weinsberg, hat im Heilbronner Bereich ebenfalls seine Erfahrungen gemacht. „Man muss aber jeden Fall einzeln sehen“, warnt er vor Verallgemeinerungen. Denn solange es keine Pannen und keine Unfälle gebe, laufe der Verkehr hier nun viel besser. Diese Lösung aber bleibe tendenziell gefährlicher. „Uns wäre natürlich auch ein richtiger Ausbau lieber“, meint Pfeifer.
Da spricht er auch für den Autobahn-Polizeirevierleiter Kurt Gentner, in dessen Bereich nun der schwere Unfall geschah. Noch will dieser keine Schlüsse aus dem Geschehen ziehen; der Ausbau sei zu neu. Doch Pannenfahrzeuge, die es nicht mehr zur Nothaltebucht schaffen, sieht auch er als potentielle Gefahr. Außer sich ist Eugen Rapp, Besitzer eines Abschleppbetriebes.
„Hier werden einfach Sicherheitsmaßnahmen gestrichen“, klagt er. Während Betriebe Unfallverhütungsvorschriften einhalten müssten, stelle der Gesetzgeber keinen adäquaten Ersatz für die Standspur zur Verfügung. Ein Durchkommen gibt's für die Abschleppwagen auch nicht: Eine dreiviertel Stunde sei er zu dem Brummi-Wrack unterwegs gewesen. Seine Containerfahrzeuge kamen gar nicht durch. Seine Konsequenz: „ Wir holen in diesem Bereich Pannenfahrzeuge nur mit der Polizei ab“ . Wenn die auch tatsächlich durchkommt.