An den Schicksalstag der Heilbronner erinnern sich die Neckarsulmer zwar, aber der 1. März 1945, als ihre Stadt in Schutt und Asche gelegt wurde, ist in all ihren Chroniken natürlich präsenter.
Mit vier Löschfahrzeugen und 40 Mann leistet die Neckarsulmer Feuerwehr der Nachbarstadt Heilbronn Hilfe am 4. Dezember 1944 und in den nachfolgenden Tagen. Über Neckargartach und den Kanalhafen kommen sie bis zum Firmengelände Hagenbucher in der Kranenstraße. In die brennende Stadtmitte dringen sie anfangs nicht vor.
Vier Tage lang dauert der Einsatz, die Ruhestunden sind kurz. In der Jubiläumsschrift der Neckarsulmer Feuerwehr zum 125-jährigen Bestehen ist nachzulesen, dass die Firmen Bruckmann in der Lerchenstraße 46, Weisert & Daur in der Innsbrucker Straße 12-16 und Baier & Schneider in der Wollhausstraße 60 Einsatzorte der Neckarsulmer Wehr sind.
Dr. Karl Bachlechner, von 1923 bis 1930 Chefarzt des Städtischen Krankenhauses Neckarsulm, und danach in gleicher Funktion in Heilbronn tätig, kommt bei dem Luftangriff auf Heilbronn ums Leben. Mit einem seiner Söhne gehört er zu den fast 7000 Opfern.
Schon wenige Wochen zuvor, am 10. September, ist Heilbronn Ziel eines großen Angriffs gewesen. Auch hier eilen Neckarsulmer Feuerwehrleute zu Hilfe. In der Bahnhofsvorstand, in der Frankfurter Straße, wird der Neckarsulmer Feuerwehrmann Jakob Gnann bei einem Deckeneinbruch verschüttet. Wenige Wochen später erliegt er seinen schweren Verletzungen.
Hilfe kommt auch aus den Reihen der Rotkreuzler. Wer nicht eingezogen ist, also in erster Linie Frauen, werden zur Hilfe in Heilbronn verpflichtet. Ausgebildete Schwesternhelferinnen sind in diesen Tagen besonders gesucht.
Eindrückliche Erinnerungen an den Abend des 4. Dezember 1944 hat die heute 76 Jahre alte Gisela Mühlbeyer. Als 16-jähriges Mädchen lebt sie mit ihren Eltern in Stein am Kocher. „Nach einem Fliegeralarm, der damals gang und gäbe war, gingen wir gegen 19 Uhr auf die Veranda“, erzählt die heutige Heilbronnerin. „Der Himmel sah aus wie Weihnachten, voller Leuchtkugeln, als ob tausende von Christbäumen brannten.“ Die Detonationen aus dem weit entfernten Heilbronn sind noch in Stein so stark, dass beim Nachbarn das Scheunentor hin und her vibriert„, erinnert sich Gisela Mühlbeyer.
Dies sind im übrigen ihre ersten Eindrücke von Heilbronn gewesen. “Ich war vorher nie dort, vom Land kam man nicht so leicht dort hin.„ Und auch später vergehen noch viele Jahre, ehe sie die “Stadt mit dem Weihnachtshimmel am 4. Dezember„ das erste Mal sieht
Foto: Aufräumarbeiten in der zerstörten Kaiserstraße: Tausende kamen täglich nach Heilbronn um zu helfen, die Trümmer der zerstörten Stadt aufzuräumen.