Behaglich schlagen sich die drei Kamerun-Schafe die Bäuche voll. Die Ruhe ist trügerisch. In unmittelbarer Nähe lodert ein Feuer. Das Wildparadies Tripsdrill brennt. 130 Feuerwehrleute aus den Landkreisen Heilbronn und Ludwigsburg rücken aus zu einer außergewöhnlichen Löschübung.
Die letzten Besucher schlendern fröhlich aus dem Wildparadies. Auerochsen kauen gemächlich am frischen Grün. Da entzündet Dieter Fischer Heu und Reisig. Eine mächtige Rauchwolke steht Minuten später über dem 47 Hektar großen Gelände. Um 19 Uhr geht an diesem Pfingstfreitag der Alarm bei der Feuerwehr Cleebronn ein.
An einem sonnigen Sommertag ist allerhand los im Tierpark. 1100 Menschen bestaunen dann die 130 Tiere - Hirsche, Bären, Wölfe. Und bei Trockenheit brennt Holz wie Zunder - die Waldbrandgefahr steigt in diesem wasserarmen Gebiet, wie Cleebronns Bürgermeister Thomas Vogl betont. „Das muss man dringend mal üben“, schlug Dieter Fischer vom Erlebnispark Tripsdrill ein Übungsszenario vor, das der Cleebronner Kommandant Jörg Schellenbauer aufgriff.
Zehn Minuten nach Einsatzbefehl treffen die Floriansjünger aus Cleebronn ein. Unterwegs haben sie die Nachbarn aus Brackenheim zur Überlandhilfe gerufen. Über die Zentrale Heilbronn wird auch die Leitstelle in Ludwigsburg um kreisübergreifende Hilfe gebeten. Erligheim, Freudental und Bönnigheim mit dem Waldbrandanhänger rücken nach. „Gemeinde- und Kreisgrenzen dürfen bei der heutigen Personenverfügbarkeit vor allem tagsüber kein Hindernis sein.“ Da sind sich Ludwigsburgs Kreisbrandmeister Arnd Marquardt und der stellvertretende Heilbronner Kreisbrandmeister Harald Zeyer aus Brackenheim einig.
Längst hat das erste Cleebronner Fahrzeug mit dem Löscheinsatz beim Rotwildgehege begonnen. Plötzlich tropft's nur noch aus den Spritzen. Die Pumpe ist ausgefallen. Das ist keine Simulation. Sofort reagiert die zweite Cleebronner Besatzung. Klaus Schleeweis und Ralf Öhler werfen die Maschine in ihrem Fahrzeug an. 1600 Liter in der Minute kann diese Pumpe durch die Rohre pusten. Drei Tanklöschfahrzeuge sind jetzt vor Ort. Doch das Wasser wird nicht ewig sprudeln - eine einfache Rechenaufgabe. Eine zweite Wasserversorgung muss aufgebaut werden. Die Arbeit für die Spezialisten mit dem Schlauchwagen aus Güglingen. Sie bauen eine 1000 Meter lange Versorgungsleitung zum Waschzuber-Rafting im Erlebnispark auf. Dort haben die Cleebronner bereits einen Kleinwagen auf die Seite gehievt und mit dem Bolzenschneider eine Kette gesprengt, um zu diesem 3,6 Millionen Liter fassenden See zu gelangen.
16 Fahrzeuge und 130 Mann von acht Feuerwehren sind jetzt im Einsatz. Doch die zweite Brandstelle ist selbst mit dem Allrad der Freudentaler nicht anzufahren. Cleebronner Landwirte werden mit ihren Güllewagen angefordert, um hier den Wassernachschub mit 28 000 Litern sicher zu stellen.
(Foto: HSt)