Die Roigheimer Feuerwehr ist offensichtlich universell einsetzbar. Sie ist Freund und Helfer wenn Gefahr droht oder das Unglück bereits zugeschlagen hat. Zum Schutz des Lebens, und zum Erhalt von Hab und Gut. Auch für den Erhalt von dörflichem Kulturgut kann die Feuerwehr wichtig sein. Diesmal war es ein kleines Wasserstauwehr aus Sandsteinquadern zwischen Seckachfluss und Sennfeder Straße.
Seit gut 40 Jahren ist es zugewachsen, vergammelt, verfallen. Nur die älteren Roigheimer erinnern sich noch an dieses historische Zeugnis. Man entdeckt die Zahl 1899 eingemeiselt. In dieser Zeit liegen auch die Anfänge der Roigheimer Gipsproduktion.
Chronik Wenn man der Ortschronik jedoch Glauben schenkt, geht die Geschichte eines Wassergrabens entlang der Talaue, bis in die Anfänge des 16. Jahrhunderts zurück. An einem Mühlenwehr wurde Wasser in einen circa vier Meter über dem Seckachniveau liegenden Graben gelenkt und einige Kilometer Richtung Möckmühl geführt. Mit dem Wasser konnten die Bauern in Trockenzeiten durch Jahrhunderte ihre Wiesen in der Seckachtalaue fluten.
Wässerungsrechte aus dem Jahr 1513 regelten, wann wer wie lange Wasser abzweigen durfte und wie viel er dem Müller bezahlen musste, der den Wasserzufluss zu garantieren hatte.
Um die Jahrhundertwende wurde genau an diesem Wassergraben das Gipswerk aufgebaut. Man benötigte eine Energiequelle zum Betrieb des Gipsmahlwerks und den Betriebsstrom. Also wurde der Wassergraben sozusagen bedarfsgerecht aufbereitet. Der Wasserlauf wurde teilweise befestigt, teils in Röhren verlegt, dazu oben genanntes Zwischen-Standwehr eingebaut. Damit konnte die Wassermenge für das Wasserrad und die spätere Turbine im Gipswerk genauer dosiert werden oder gegebenenfalls ganz abgestellt werden.
Energiequelle Eine einfache und zugleich ökologisch nachhaltige Energiequelle für die junge Gipsindustrie. Nachts und am Wochenende, wenn das Gipswerk still stand, wurde das Wasser einfach weitergeleitet in das uralte Grabensystem zur Unterstützung der Landwirtschaft in der Talaue. Anfang der 70er Jahre hat das Gipswerk geschlossen. Der Wassergraben wurde innerorts zugeschüttet. Das kleine Stauwehr der Natur übergeben. Die Wiesen der Talaue gepflügt, maschinenhinderliche quer verlaufende Wässerungskanäle eingeebnet.
Der jahrhundertealte längs der Straße nach Möckmühl verlaufende Wassergraben ist jedoch bis heute da und dort noch deutlich erkennbar. Es wäre sicher überlegenswert, der Heimatverein Roigheim würde sich diesem Teil der örtlichen Kultur annehmen und es auch der heutigen Generation wieder zugänglich machen.
Man erkennt unschwer, wie intelligent, umsichtig, weitsichtig und vor allem ökologisch nachhaltig sich frühere Generationen bereits organisiert haben.
Bild: Feuerwehrmann Bernd Englert befreit zusammen mit seinen Kameraden das kleine Gemäuer von Gestrüpp. Anhand des Stauwehrs lässt sich die Geschichte des kleinen Ortes ablesen. (Foto: Walter Schmid)