Kreisfeuerwehrverband Heilbronn

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Als Feuerwehrmann und Seelsorger immer da, wo es brennt - Torsten Rönisch wird morgen vom Bundespräsidenten empfangen

Neckarsulmvon Barbara Barth HSt

In die große Hauptstadt reist er zum ersten Mal und vorm Fliegen hat er Angst. Trotzdem kann es der Neckarsulmer Torsten Rönisch kaum erwarten: Morgen wird der Notfall- und Feuerwehrseelsorger von Bundespräsident Horst Köhler in Berlin empfangen.

Als er den Brief des Bundespräsidialamtes kurz vor Weihnachten erhielt, glaubte er noch an einen Scherz. Er beim Neujahrsempfang ins Schloss Bellevue? Doch fix wie der 35 Jahre alte Gemeindereferent der katholischen Kirche ist, hat er sofort in Berlin angerufen und erfahren, dass alles seine Richtigkeit hat. Er gehört in diesem Jahr zu den Bürgerinnen und Bürgern, denen der Bundespräsident für ihr ehrenamtliches Engagement danken will.

In Dahenfeld aufgewachsen, ist Torsten Rönisch schon viel länger Feuerwehrmann als ein Mann der Kirche. Die Feuerwehr-Dynastie Jochim gehört zu seiner Verwandschaft. Da war es nur selbstverständlich, dass er mit 14 Jahren zur Jugendfeuerwehr ging, mit 18 zu den Aktiven gehörte.

Erst lernte er Krankenpfleger, dann Rettungsassistent und schließlich studierte er Theologie in Freiburg. Seit 2000 ist Rönisch wieder in seiner Heimatstadt und widmet sich neben seiner beruflichen Tätigkeit an Schulen, in der Jugendarbeit, der Ökumene und in Gottesdiensten der Feuerwehrseelsorge: seit 1998 im Stadt- und Landkreis Heilbronn, seit 2003 in der gesamten Diözese Rottenburg-Stuttgart. Zu ihr gehören rund 60 000 Menschen in den Berufs- und den Freiwilligen Feuerwehren. Als Notfallseelsorger begleitet er auch polizeiliche Einsätze.

"Es geht nicht um mich", sagt Torsten Rönisch sympathisch bescheiden. "Es geht um unsere Arbeit, nämlich um das Beistehen und Begleiten von Opfern und Helfern." Was passiert mit den Leuten, wenn die akute Rettung oder Hilfe nach Bränden und Unfällen weg ist? Das wird er auch Horst Köhler morgen versuchen zu erläutern.

Heute früh fliegt er, bezieht sein Hotel und macht Berlin auf eigene Faust unsicher. Um 18.30 Uhr muss er sich in der Hotel-Lobby zum Meeting einfinden. Dann wird er mit den anderen Ehrenamtlichen auf die Gepflogenheiten beim Staatsoberhaupt eingeschworen. Um die Kleiderordnung (schwarzes Kleid, dunkler Anzug, Tracht) muss er sich keinen Kopf machen: Rönisch geht als aktiver Feuerwehrmann natürlich in Uniform. "Am Mittwochmorgen holt uns ein Bus um 9 Uhr ab", weiß er. Die Gäste werden in das frisch renovierte Hohenzollernschloss im Tiergarten, Spreeweg 1, kutschiert. Sie gehen die Treppe hinauf, im Vorraum ordnet sie das Protokoll alphabetisch. Dann geht es in den Langhanssaal, rechts steht die Tribüne mit den Medienvertretern, links das Präsidentenpaar. Mit jedem Einzelnen wird Horst Köhler ein paar Worte sprechen.

Um 13 Uhr bittet der Bundespräsident zu Tisch, anschließend wird noch eine Stadtrundfahrt die Schokoladenseiten Berlins zeigen. "Ich bin so gespannt", sagt Rönisch erwartungsfroh.

Von der großen Reise noch gar nicht wieder zurück, schmiedet der Mann mit Strahlrohr und Bibel schon weit gehende Pläne: "Die Feuerwehr im Vatikan anschauen, das wär doch einen Betriebsausflug der Neckarsulmer Floriansjünger wert", findet er. "Schließlich haben wir ja jetzt sogar einen Papst, den wir nach dem Weg fragen können."