Kreisfeuerwehrverband Heilbronn

Suchergebnis löschen

Alle ziehen an einem Strang

Obersulmvon Sabine Friedrich, HSt

Beim Nachbarn Ellhofen hat das Streitthema Nummer eins tiefe Gräben verursacht. In Obersulm sind in Sachen Feuerwehrfusion quasi Brücken gebaut worden. Der Zusammenschluss der Abteilungen Eichelberg, Eschenau und Weiler hat über Jahre reifen können. Es sei sachlich argumentiert worden, nichts mit der Brechstange herbeigeführt, sagt der Gesamtkommandant Michael Schepperle. 2012 hat der Gemeinderat den aktualisierten Feuerwehrbedarfsplan beschlossen und damit, aus fünf drei zu machen. 2014 geht es um die Entscheidung, den Neubau planerisch anzugehen. Als Standort ist ein Gelände an der K 2123 an der Weilermer Hohl am Ortsausgang von Eschenau vorgesehen. „Idealerweise“, so Bürgermeister Tilman Schmidt, könnte im Frühjahr 2016 Spatenstich sein. Mit dem Einzug, ungefähr im Sommer 2017, wird die Fusion dann vollzogen.

Mängelliste Keine Umkleide, keine Sanitärräume, kein Schulungsraum, keine Werkstatt, keine Wärmedämmung…: Das Feuerwehrhaus in Eichelberg ? Abteilungskommandant Bernd Frisch spricht von einer Garage ? hat die längste Mängelliste. Feuchte Wände, zu wenig Parkplätze, zu kurze Stellplätze oder zu geringe Torhöhe für moderne Fahrzeuge, das lässt sich auch für Eschenau und Weiler anführen. Nicht nur räumlich besteht Handlungsbedarf, auch einsatztaktisch. „Wir haben 2,5 Leute tagsüber“, sagt Frisch, der 14 Aktive leitet. Sein Eschenauer Kollege Reiner Schüro kann drei seiner 25 Leute aufbieten. Andreas Fensch bekommt aus den 18 Feuerwehrkameraden in Weiler „gerade so eine Staffelbesetzung mit sechs Leuten“ zusammen. An der Tagesverfügbarkeit hapert es.

Die Gründe für einen Standort „Paradies“ – so der Arbeitstitel des Bürgermeisters – liegen auf der Hand: Die Einsatzfähigkeit steigt, die Mindestsollstärke wird mit dann 60 Aktiven übertroffen. Bei Gebäuden und Fahrzeugen entstehen Synergieeffekte, ein Neubau ist wirtschaftlicher. Das anvisierte Gelände eignet sich topografisch, ist zudem für die Einsatzkräfte schnell erreichbar und erfüllt die Hilfeleistungsfrist von zehn Minuten auch für Wieslensdorf und Friedrichshof. „Von der Einsatztaktik ist es eine Verbesserung“, sagt Schepperle und verweist auf dann dort stationierte wasserführende Fahrzeuge.

Der Fusionsvorschlag im ersten Feuerwehrbedarfsplan von 2008 habe schon Kritik verursacht, gibt Fensch zu. Aber man habe die Entwicklung beim Personal und der Altersstruktur erkannt. „Die Akzeptanz für den Zusammenschluss ist da“, bestätigt Frisch. Er sagt auch, dass der eine oder andere langgediente Feuerwehrmann die Umstellung nicht mehr mitmachen wolle und in die Altersabteilung wechsle.

„Das ist völlig legitim“, sagt der Bürgermeister und betont: „Ein komplettes Wegbröckeln ganzer Abteilungen ist nicht zu befürchten.“ Kommandant Schepperle ist stolz, dass der Hauptausschuss, der „kräftig diskutiert“ habe, die Fusion einstimmig beschlossen hat. „Was Besseres kann uns nicht passieren. Wunderbar, wenn alle in eine Richtung ziehen.“

Schepperle hat ein „gutes Beispiel“ zur Hand: die Fusion von Affaltrach und Willsbach im Jahr 2000. „Das gab am Anfang auch Widerstände. Und im Nachhinein sagt jeder, das war die richtige Entscheidung.“ Er verteidigt die Dreierlösung gegenüber einem ebenso denkbaren Zwei-Standorte-Modell. „In Sülzbach funktioniert alles, wir haben die nötige Personalstärke“, sagt der Feuerwehrchef. Bei einer Fusion mit der Abteilung Obersulm wäre hier ein Anbau notwendig. Dieses Geld lege man lieber für den Neubau in Eschenau – künftig Standort II – an.

Chance Schepperle unterschätzt nicht, dass die Feuerwehr ein wichtiger Bestandteil des gesellschaftlichen Lebens in den Teilorten ist. Schmidt hofft, dass sich daran nichts ändert. „Gewachsene Strukturen werden massiv verändert. Das ist gravierend, aber auch notwendig“, lautet Schepperles Fazit. Als Chance, neue Kameraden zu werben, sieht Fensch den Neubau mit einer schlagkräftigen vereinten Abteilung. Frisch spricht von „positiven Möglichkeiten“, Schüro von mehr Aktivitäten. Und: Ziel ist, in Eschenau eine zweite Jugendfeuerwehr aufzubauen.

Bild 1: Bürgermeister Tilman Schmidt (stehend) mit den Kommandanten (v.l.) Andreas Fensch, Michael Schepperle, Bernd Frisch und Reiner Schüro.

Bild 2: Das ist der Standort-Vorschlag für das neue Feuerwehrhaus am Ortsausgang von Eschenau. Über die Kreisstraße sind die Einsatzkräfte aus Weiler und Eichelberg auch schnell in der Zentrale zum Ausrücken. (Fotos: Dennis Mugler)