Kreisfeuerwehrverband Heilbronn

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Alarm setzt Tauchernachwuchs unter Spannung

Heilbronnvon Carsten Friese, HSt

Ein Auto ist in den Neckar gestürzt? Mit Menschen drin? Für zehn Auszubildende der Heilbronner Berufsfeuerwehr gab es gestern Taucheralarm mit Stressgarantie. Sie wussten nicht, dass alles eine Übung war. Einen motorlosen Corsa mit einer Puppe hatte die Wehr im Fluss versenkt.

?Wo ist das Auto rein?? Hektische Blicke, ein kurzer Stopp. Neoprenanzug und Pressluftflaschen hat sich Tobias Oser bereits im Feuerwehrfahrzeug übergestreift. Jetzt hilft ihm ein Kollege am Neckarufer an der Böckinger Brücke schnell in die Flossen, und in weniger als 90 Sekunden verschwindet der Auszubildende in den Fluten.

Vier Azubis sind kurz danach unter Wasser, vier Kollegen stehen am Ufer an den Seilen und dirigieren die Taucher im trüben Neckar von außen. ?Unten am Grund wird viel Schlamm und Sand aufgewirbelt, da sieht man fast nichts?, erklärt Feuerwehr-Chef Eberhard Jochim. Der Tastsinn ist gefragt, um dem gesuchten Objekt auf die Spur zu kommen. Zwei ruckartige Züge am Seil bedeuten ?nach links?, drei ?nach rechts?, ein Zug heißt ?Auftauchen?. Wenn das Seil dauerrüttelt, hat ein Taucher etwas gefunden.

Rund fünf Minuten sind seit der rasanten Anfahrt vergangen, da schiebt ein Taucher die Trainingspuppe ans Ufer. ?Ein guter Wert?, lobt Ausbilder Rainer Steinnagel die Nachwuchskräfte, die am Anfang ihrer zweijährigen Ausbildung zum Feuerwehrmann nun zehn Wochen Tauchtraining hinter sich haben.

?Nervös war ich schon?, gesteht Taucher-Azubi Tobias Oser nach dem Einsatz. Im ersten Moment habe er aber nicht groß über alles nachgedacht. Rein ins Wasser, tauchen, suchen, für mehr Gedanken war kein Platz. ?Gott sei dank?, sagt Oser ehrlich, ?war es kein Ernstfall.?

Die Ausbildung hat dem 20-Jährigen viel gebracht. Unter anderem in einer Schleusenkammer am Insel-Hotel hat die Gruppe die Arbeit am Auto unter Wasser trainiert.

Zum Bergen des Autos dürfen andere Taucher ran. Zwei Hebekissen befestigen sie im Innern des Fahrzeugs und auf der Motorhaube mit Seilen. Pressluft wird durch Schläuche in die Kissen gepumpt. Keine vier Minuten später taucht ein roter Corsa an der Oberfläche auf.

Umweltverschmutzung hat die Feuerwehr mit dem Auto-Training nicht begangen. Motorblock, Getriebe und Bremsleitungen wurden vorher ausgebaut, das Auto in der Waschhalle ?stundenlang abgedampft?, erklärt der Kommandant.

Zu rund zehn Ernstfall-Einsätzen rücken Feuerwehrtaucher im Jahr aus. An Ostern bargen sie in Oedheim eine Frau aus einem Polo, die nach einem Zuckerschock in einen See gefahren war.

Unter Wasser können Menschen bis zu zehn Minuten überleben, sagt Jochim. Da gebe es immer noch eine gute Chance, ?jemanden ohne große Schäden zu reanimieren?.

Bild 1: Ohne Seil gibt es am Neckargrund in Heilbronn für Taucher keine Orientierung. Man sieht fast nichts. Kollegen geben vom Uferrand durch Signale mit dem Seil die Tauchrichtung vor.

Bild 2: Die Hebekissen haben ihre Arbeit getan: Der versenkte Corsa wird aus dem Neckar geborgen.

(Fotos: Rabea Sattar)