Eine Gastwirtin schwebte vom Himmel. Jugendliche schrien um Hilfe. Sie alle retteten Feuerwehrleute aus Güglingen und Brackenheim aus dem verqualmten Gästetrakt des „Ochsen“ in Frauenzimmern. „Die Menschenrettung hat sehr gut geklappt“, resümierte der Frauenzimmerner Abteilungskommandant Bernd Bätzner das Ergebnis der Hauptübung.
„Jetzt kriegt der Gerstle d' Markise putzt“ meinte Güglingens Bürgermeister Klaus Dieterich, als Frauenzimmerner Wehrleute ganz vorsichtig aus zwei C-Rohren Wasser aufs Dach und auf den Sonnenschutz vor der Metzgerei „Ochsen“ spritzten. Denn Wasserschäden an dem renommierten Gasthaus sollten vermieden werden. Deshalb sah die Übungsannahme lediglich vor, dass durch einen technischen Defekt in der Räucherkammer der Metzgerei das gesamte Haus mit undurchdringlichem Qualm erfüllt war, so dass sich Gäste im ersten und die Chefin des Hauses im obersten Stock nicht mehr nach unten durchschlagen konnten.
Güglingens Feuerwehr-Kommandant Manfred Rapp ließ auffahren, was seine Magazine hergaben: Zwei Minuten nach der Alarmierung über Sirene fuhr schon das Frauenzimmerner Löschgruppenfahrzeug LF 8 aus dem nahe gelegenen Depot an der Schafgasse. Vier Mann unter Atemschutz drangen in das verqualmte Gebäude ein, andere gingen mit zwei C-Rohren in Stellung, um möglicherweise ausbrechendes Feuer im Keim zu ersticken.
Kurze Zeit später brausten die Abteilungen Güglingen mit dem Tanklöschfahrzeug TLF 16/25, einem Löschgruppenfahrzeug, dem Schlauchwagen und dem Mann- schaftstransportwagen in die Brackenheimer Straße; aus Eibensbach traf das Löschgruppenfahrzeug ein und bezog in der Torstraße Stellung, um benachbarte Gebäude vor möglichen Flammen zu schützen.
Zur Unterstützung der Rettungsaktion wurde die Drehleiter der Brackenheimer Wehr auf den Weg geschickt und das Rote Kreuz aus Brackenheim zur Versorgung verletzter Personen.
Im ersten Stock des Gasthauses mimten Angehörige der Jugendfeuerwehr eingeschlossene Gäste und hielten verzweifelt ein Schild mit der Aufschrift „Hilfe“ aus dem Fenster. Sie wurden über eine Steckleiter, vorschriftsmäßig angeseilt, aus ihrem Gefängnis geholt. Mit der Brackenheimer Drehleiter wurde aus dem obersten Stock Wirtin Manuela Gerstle aus ihrer misslichen Lage befreit. Sie litt offensichtlich unter schwerer Rauchvergiftung, wurde deshalb hoch in der Luft auf einer Trage festgezurrt und dann mit dem Rettungskorb sicher zur Erde gebracht. Helfer des DRK unter Jens Keck nahmen sich ihrer und der geretteten Jung-Wehrmänner an.
Die ganze Szenerie spielte an der viel befahrenen Zabergäu-Durchfahrtsstraße, deshalb musste der Verkehr durch das Frauenzimmerner Wohngebiet umgeleitet werden. Eine eigentlich zur Verkehrsregelung vorgesehene Ampel hatte plötzlich den Dienst versagt.
Eine Erkenntnis gewannen die Floriansjünger noch bei der Übung: Im Notfall können sie auch Wasser aus der Zaber in die Ortsmitte pumpen. Eine 340 Meter lange Schlauchstrecke förderte trotz niedriger Wasserführung des Flüsschens genügend Nass. Insgesamt waren bei der Übung 60 Feuerwehr- und Rot-Kreuz-Angehörige eingesetzt. Sechs C- und ein B-Rohr sorgten dafür, dass Feuer, wäre es denn ausgebrochen, keinen Schaden hätte anrichten können. Die Entqualmung des Gebäudes unterstützte wirksam ein Drucklüfter vorm Garagentor.
Foto: Für ihre Hauptübung hatten sich die Güglinger Floriansjünger ein Objekt an der Frauenzimmerner Ortsdurchfahrt gewählt. (Foto: Uwe Mundt)