Seit Mitternacht ist ein neuer Mann für die Sicherheit der rund 450 000 Unterländer verantwortlich: Hartmut Grasmück (49) hat Gerd Bornschein (60) als Chef der Unterländer Polizei abgelöst.
„Ich räume keine hehren Träume beiseite“, sagt Gerd Bornschein, der Mann mit dem trockenen Humor und der lyrischen Ader, nachdem er beim feierlichen Amtswechsel in der Heilbronner IHK ein Gedicht von Eugen Roth zitiert hat. „Ich räume so gegen 24 Uhr lediglich meinen Schreibtisch, so dass Sie, Herr Grasmück, um 0 Uhr nahtlos weitermachen können. . .“ Und übergibt seinem Nachfolger zur Sicherheit ein Ersatz-Sortiment Chef-Schulterklappen.
Der Brackenheimer Hartmut Grasmück, zuletzt Referatsleiter im Innenministerium, lässt sich nicht nur willkommen heißen: Ein „Willkommen“ ruft er in seiner Rede auch schon den Kolleginnen und Kollegen der Autobahn- und Wasserschutzpolizei zu, die im Zuge der Verwaltungsreform im Januar 2005 der Heilbronner Polizeidirektion zugeschlagen werden.
Bürgerorientierung auf der einen Seite, alte Tugenden wie Korrektheit, Zuverlässigkeit und Freundlichkeit auf der anderen Seite sind dem neuen Polizei-Chef wichtig, der vor genau 30 Jahren und einem Monat schon einmal seinen Dienst in Heilbronn angetreten hat - damals nicht als Chef, sondern als Abiturient und Polizei-Neuling.
Exakt 42,49 Dienstjahre hat das Landesamt für Besoldung dem scheidenden Polizei-Chef Bornschein attestiert. Für diese Zeit dankt Innenminister Heribert Rech dem 60-Jährigen, nicht ohne ausführlich Bornscheins Verdienste aufzuzählen und sich laut zu fragen, „ob es überhaupt vertretbar ist, einen so dynamischen Mann in den Ruhestand zu verabschieden“.
Die kürzeste Würdigung von Bornscheins viereinhalbjähriger Chef-Zeit in Heilbronn gelingt Polizeipräsident Konrad Jelden: „Gerd Bornschein, ein Rad fahrender Weinliebhaber, hat's einfach toll gemacht.“ Heilbronns Leitender Oberstaatsanwalt Volker Link spielt auf die Erfindung der Polizei-Benefizkonzerte unter Bornschein an und mutmaßt, dass es „auch im Ruhestand musikalisch weitergehen“ werde: „Sie werden lernen, die zweite Geige zu spielen.“
Dass „gerade in konjunkturell schwachen Zeiten Sicherheit ein wichtiger Wirtschaftsfaktor ist“, betont Heilbronns Oberbürgermeister Helmut Himmelsbach. Und weil der Polizei-Personalratsvorsitzende Erich Weiß mit Blick in die Zukunft Bedenken äußert, „dass die Versorgung der Bevölkerung mit innerer Sicherheit zu wünschen übrig“ lassen könnte, erwidert ihm der neue Chef: „Lassen Sie uns einfach auch mal etwas ausprobieren.“
Foto: Der Neue und der Alte: Hartmut Grasmück (l.) mit seinem Vorgänger Gerd Bornschein (r.) und Polizeipräsident Konrad Jelden. (Foto: Dirks)