Feueralarm! Dichter Rauch dringt aus der Dachgaube. Im zweiten Obergeschoss der Herzog-Ulrich-Grundschule in Lauffen steht eine Person am offenen Fenster und ruft lautstark nach Hilfe. Auf dem Pausenhof liegen Verletzte. Es ist ein Schreckensszenario, das sich dem Betrachter am Samstagnachmittag in der Hölderlinstadt bietet. Zum Glück ist es nur gestellt: Die Großübung der Freiwilligen Feuerwehr und der Rotkreuz- Ortsgruppe hat begonnen.
Schaulustige
Nicht von ungefähr wurde die Grundschule als Schauplatz ausgewählt. „Hier wurde umgebaut, es gibt neue Zu- und Verbindungsgänge. Unsere Wehr soll sich mit den veränderten Verhältnissen vertraut machen“, erklärt Kommandant Heiner Schiefer, der die Übung mit Argusaugen beobachtet. Er ist nicht der Einzige. Knapp 300 Lauffener Bürger wohnen dem Spektakel bei. „Die Bevölkerung soll sich ruhig ein Bild von der Einsatzfähigkeit unserer Wehr machen“, sagt Bürgermeister Klaus-Peter Waldenberger. Er ist als Schultes quasi organisatorischer Leiter der Feuerwehr. „Das ist selbstverständlich, dass ich vor Ort dabei bin.“
Von weitem ist das Martinshorn zu hören. Der Einsatzleitwagen ist gerade einmal vier Minuten nach Absetzung des Notrufs vor Ort. Armin Winkler und Thomas Maier erkundigen sich beim Hausmeister, ob und wie viele Personen sich noch im Gebäude befinden. Währenddessen ist der erste Löschzug eingetroffen. Schnelligkeit ist gefragt - aber keine Hektik. Jeder Handgriff sitzt.
Im Pausenhof werden die ersten Verletzten versorgt, das Sprungkissen aufgeblasen, die neue Drehleiter ausgerichtet. „Das Besondere an dem Fahrzeug ist, dass die Leiter auch abgeknickt und somit auch verwinkelt eingesetzt werden kann“,weiß Waldenberger. Oberste Priorität genießt die Rettung der Menschen. „Erst wenn das Gebäude komplett evakuiert ist, beginnen die eigentlichen Löscharbeiten“, berichtet Feuerwehrmann René Irion, der mit einem Megaphon die Zuschauer über Sinn und Ablauf der Übung unterrichtet.
Sprungkissen
Die eingeschlossene Person im Nordflügel der Schule würde im Ernstfall im bereit gestellten Sprungkissen landen. Das Drehleiterfahrzeug rettet den Verletzten aus der Dachgaube in schwindelerregender Höhe. Die Evakuierung der Personen aus dem ersten Stock erfolgt über eine Leiter. Danach kommen die Löschtrupps zum Einsatz. Mit Schläuchen bewaffnet, rücken sie in Zweiergruppen vor.
Andreas Hemmerlein ist beeindruckt. Sicherheitsfragen interessieren ihn sehr. „Mein Sohn wird nächste Woche hier eingeschult.“ Aus Böckingen ist Familie Rodio angereist. „Wir haben früher in Lauffen gewohnt und uns die Übungen immer angesehen“, erklärt Vater Salvatore. Gefallen hat die Übung auch Kommandant Schiefer. „Alles ist gut koordiniert abgelaufen, auch mit dem DRK. Kleinigkeiten können immer noch verbessert werden.“
Es ist 16.27 Uhr. Der „Brand“ ist gelöscht, die Vermissten sind gerettet. Und die Wehr hat ihre Einsatzbereitschaft unter Beweis gestellt.
Bild: Menschen retten, Feuer löschen: Auch viele Schüler schauten sich den Übungseinsatz der Wehrleute in ihrer Grundschule an. (Foto: Marc Thorwartl)