Beim Anblick der geborstenen Scheiben, des eingestürzten Daches und der Brandschutt-Trümmer im Wohnzimmer sagt die 39-jährige Mutter: Das kann doch alles nicht wahr sein. Durch ein Feuer, das im Dachstuhl ihres Hauses in Beilstein-Jettenbach ausbrach, ist eine dreiköpfige Familie am Mittwochmorgen auf einen Schlag obdachlos geworden.
Die Feuerwehr hat die Flammen gegen 8 Uhr gelöscht. Löschwasser steht in einem Raum knöcheltief, leichter weißer Rauch steigt aus Dachresten noch auf. Wohin? Ich weiß es nicht, sagt die 39-Jährige. Eine Nachbarin nimmt sie in den Arm. Die Betroffene ist dankbar. Hauptsache, wir sind noch da.
Gegen 6.22 traf der Feueralarm bei der Polizei ein. Kurz zuvor hatte der 16-jährige Sohn Schläge bemerkt, wie wenn Bäume gegen die Hauswand fallen, und weißen Rauch vor seinem Fenster entdeckt. Er weckt seine Eltern. Als sie die Klapptür zum unbewohnten Speicher herabziehen, sehen sie dort überall Flammen und retten sich unverletzt ins Freie. Auf 400.000 Euro schätzt die Polizei den Schaden, den die Flammen anrichteten.
Vollbrand
Sanft taucht die Morgensonne die Landschaft in dem Tal in warme Strahlen. Die Idylle wirkt deplatziert angesichts der Schuttlandschaft im Innern des Hauses. Die Holzbalkendecke ist heruntergebrochen, verkohlte Trümmer liegen umher. Auch die Photovoltaikanlage auf dem Dach ist zerstört, Teile sind verbogen, andere geschmolzen. Als die Feuerwehr mit rund 60 Mann und elf Fahrzeugen anrückte, stand der Dachstuhl in Vollbrand, sagt Beilsteins Abteilungskommandant Jochen Sturm.
Unter Atemschutz bekämpften die Helfer von der Drehleiter und mit C-Rohren die Flammen. Zunächst aber mussten die Photovoltaikanlage und die Stromleitung, die über einen Dachständer ins Haus führt, abgeschaltet werden.
Ungewöhnliches trägt die Feuerwehr gegen 8.30 Uhr aus dem Haus: Mischpult, Mikrofon, Teile von Musikanlagen. Die Bewohnerin und ihr Mann sind Musiker, im Haus ist ein Tonstudio eingerichtet. Ob die Anlage das Löschwasser überstanden hat, wissen sie noch nicht.
Ursache unklar
Kurze Zeit später erfährt die 39-jährige Mutter, dass die Stadt Beilstein eine Notunterkunft besorgt hat. Das ist super, ist sie erleichtert. Im Nachbarort hat die Verwaltung einen Eigentümer gefragt, ob er sein Ferienhaus zur Verfügung stellen kann. Es wird ein paar Monate dauern, bis nach dem Brand alles wieder bewohnbar ist, sagt Bürgermeister Günter Henzler.
Die Brandursache ist noch unklar. Hinweise auf Brandstiftung liegen nach Polizeiangaben keine vor. Ein Sachverständiger ist eingeschaltet. Nach Angaben der 39-jährigen Bewohnerin hat der Stromversorger erst vor wenigen Tagen im Bereich des Daches Kabel erneuert.
Bild: Carsten Friese, HSt