Spektakulärer Großeinsatz für die Feuerwehr: In Neckargartach ist am Freitagmittag bei Baggerarbeiten eine Gasleitung gerissen - 40 Menschen mussten aus ihren Häusern evakuiert werden. Die Polizei sicherte die Straße Im Fleischbeil großräumig ab. Überall standen verdutzte Anwohner und beobachteten das Geschehen.
„Das war schon ein Schreck“, sagt Werner Merz, 81-jähriger Rentner. „So etwas habe ich noch nicht erlebt.“ Sanitäter holten seine im Rollstuhl sitzende Frau aus dem Haus. Sie brachten das Ehepaar und elf weitere Anwohner in die nahe gelegene Römerhalle, beruhigten sie und versorgten sie mit Getränken. Insgesamt wurden zwölf Häuser, die direkt an der Baustellen-Kreuzung liegen, geräumt.
Aus der Leitung strömten etliche Kubikmeter Methangas aus. „Es hat ziemlich stark gerochen“, sagt Heilbronns Feuerwehrchef Eberhard Jochim. Mit Atemschutzmasken ausgestattete Feuerwehrleute gruben die Leitung frei und deckten sie provisorisch ab, ein Mitarbeiter der Heilbronner Versorgungs GmbH (HVG) brachte kurz später eine Manschette an der undichten Stelle an.
Spröde Leitung
„Man kann das Gas nicht ohne weiteres komplett abstellen“, erklärt Polizeisprecher Harald Schumacher. Die Gasleitung sei schon älter und entsprechend spröde. Nach Angaben des Baggerfahrers ist nicht durch das Berühren der Schaufel ein Leck in die Leitung gerissen worden, sondern weil beim Graben Erd- und Steinbrocken auf sie gerutscht sind.
„So etwas kann passieren“, sagt Harald Schumacher. „Eine Schuldzuweisung ist nicht angebracht.“ Sicherheitshalber legten Feuerwehrmänner vor dem Anbringen der Manschette Schläuche an die Baustelle. „Wenn es eine Zündung gegeben hätte, hätten wir sofort löschen müssen“, sagt ein Feuerwehrmann.
Komplett abgesperrt
Bettina Schwarzer, 43, war mit ihrer Mutter im Haus, als die Leitung riss. „Meine Mutter ist schlecht zu Fuß“, sagt Schwarzer. Auch sie wurde von Sanitätern mit einem Rollstuhl abgeholt. Ehemann Marius Schwarzer, 45, kam ein paar Minuten später von der Arbeit, niemand war zu Hause. „Das ist schon unangenehm“, sagt er, „man kommt heim und überall blinken Blaulichter.“
Die Polizei sperrte den Bereich komplett ab. „Wir wollen kein Risiko eingehen“, erklärt Schumacher. Um 14.04 Uhr ging der Alarm bei der Feuerwehr ein, die mit 14 Fahrzeugen und 45 Mann anrückte. Nach eineinhalb Stunden gaben HVG-Mitarbeiter Entwarnung: Aus dem Leck trete kein Gas mehr aus. Voraussichtlich am Montag wird das kaputte Leitungsstück ausgetauscht.
Bild: Adrian Hoffmann, HSt