Eine lichterloh brennende Halle, ein durch Flammen zerstörtes Auto nebendran und eine Leiche im Wageninnern: Ein mysteriöser Brand hat Feuerwehr und Polizei am Mittwochmorgen in Abstatt in Atem gehalten.
Meterhoch schlugen die Flammen aus der Fahrzeug- und Gerätehalle in den Ackerflächen nahe der A 81, als die Feuerwehr gegen 5 Uhr anrückte. Durch die extreme Hitzeentwicklung war kein Nahangriff möglich. Von außen bekämpften die Wehrkräfte die Flammen. Nach rund 20 Minuten bemerkten sie, dass in einem ausgebrannten Opel Corsa neben der Halle ein verbrannter Mensch lag.
Kein Zeichen
Ein 48-jähriger Mann aus Abstatt ist der Besitzer des Autos. Nach ersten Ermittlungen der Polizei könnte er seinen Wagen dort geparkt und in Selbstmordabsicht in Brand gesteckt haben. Das Feuer habe dann auf die Maschinenhalle übergegriffen. „Wir gehen davon aus, dass der Mann der Tote ist“, sagte Polizeisprecher Harald Schumacher auf Nachfrage. Weder zu Hause noch am Arbeitsplatz war der 48-Jährige gestern anzutreffen. Hintergrund eines Suizids könnten nach Polizeiangaben familiäre Probleme sein. Wodurch das Feuer im Corsa ausgelöst wurde, darüber gibt es noch keine Erkenntnisse.
Die vier Jahre alte Halle aus Holz ist gegen neun Uhr nur noch ein Trümmerhaufen. Rund acht Meter war sie hoch. Verkohlte Balken liegen auf dem von Büschen umgebenen Areal, rußgeschwärzte Metallgitter, Hänger und Traktoren, an denen die Reifen weggeschmolzen sind. Ein Baggerfahrer räumt die Trümmer beiseite. Selbst an Obstbäumen in direkter Nähe sind Blätter schwarz gefärbt, Äpfel tragen tiefe Brandspuren. Aus einem mit Wasser gefüllten Tankbehälter steigt weißer Rauch auf. Feuerwehrmänner tragen einige Kanister gefüllt mit Diesel aus der Ruine. Sie überstanden die Flammen – weil sie in einem Metallschrank lagerten.
Hallenbesitzer Ulrich Nikodem (53) ist bei dem Anblick noch einigermaßen gefasst. „Was soll man machen?“, fragt er achselzuckend. Vier Traktoren, drei Fräsen, zwei Motormäher waren in der zweistöckigen Halle, ein Anhänger, ein Motorrad, viel Holz und sämtliche Bottiche für die Weinernte. Nikodem, der bei Audi arbeitet, ist im Nebenerwerb Wengerter und Obstbauer. „Jetzt muss ich sehen, wo ich Ersatz herbekomme“, sagt er mit ruhiger Stimme. Als er nach einem Anruf der Feuerwehr gegen 5.30 Uhr an der Halle eintraf, „war es so heiß, dass man nicht mal auf dem Feldweg stehen konnte“, berichtet er.
Nicht gekannt
Den Sachschaden schätzt die Polizei auf rund 200.000 Euro. Durch die enorme Hitzeentwicklung habe man im Innern „leider nichts mehr retten können“, sagt Abstatts Feuerwehrkommandant Gunther Leontiev nach den Löscharbeiten. Um genug Wasser zu haben, wurden die Wehren in Ilsfeld und Heilbronn nachalarmiert.
Weshalb ein mutmaßlicher Selbstmörder auf das fremde Grundstück mit der offenen Zufahrt fuhr, ist unklar. „Warum gerade hier?“, fragt sich Hallenbesitzer Nikodem. Den Mann, dem der ausgebrannte Corsa gehörte, habe er nicht gekannt.
Was nun ermittelt wird
Die Staatsanwaltschaft Heilbronn hat im Abstatter Fall ein Todesermittlungsverfahren eingeleitet. Eine Obduktion soll die Todesursache klären. Dabei werde auch obligatorisch geprüft, „ob in irgendeiner Form Fremdverschulden in Betracht kommt“, sagte Pressestaatsanwalt Harald Lustig. Über Zahnstatus- oder DNA-Analysen kann die Identität der Brandleiche geklärt werden. Kriminaltechniker untersuchen zudem das Autowrack, um zu erhellen, wie es zu dem Brand kam.