Am 16. Mai trafen sich die Angehörigen der Altersabteilung mit Frauen beim Bahnhof in Untergriesheim zu einem Spaziergang zur Erkundung der Geschichte des Teilorts mit anschließendem gemütlichem Beisammensein im dortigen Feuerwehrhaus.
Nachdem in den vergangenen Jahren Führungen durch die Teilorte Jagstfeld, Kochendorf und Hagenbach erfolgten, war diesmal Untergriesheim an der Reihe. Dieser Teilort konnte 2022, Corona bedingt um ein Jahr verspätet, sein 1250-jähriges Jubiläum feiern.
Archivar Simon Haag führte die Teilnehmer durch den Ort und erläuterte bei den einzelnen Stationen die dazugehörende Geschichte. Bürgermeister Timo Frey brachte ein Grußwort und begleitete die Gruppe bis zum Rathaus, wo er sich wegen eines Folgetermins verabschieden musste.
Das Dorf wurde vermutlich in fränkischer Zeit im sechsten Jahrhundert gegründet. Untergriesheim, als Creitzheim an der Jagst gelegen, wurde nachweislich im Jahr 771 im Lorscher Codex genannt, nachdem Jahre zuvor nur Griesheim ohne genaue Angaben mehrmals genannt wurde und daher nicht Ober- oder Untergriesheim zugeordnet werden kann. Der Ort war Reichsbesitz und wurde mehrmals verpfändet, letztmals an das Erzbistum Mainz, von dort weiterverpfändet an die Herren von Sickingen. 1484 wurde es ausgelöst und an den Deutschorden verkauft, allerdings ohne den Kirchensatz. Dieser war recht früh als Würzburger Lehen bei den Herren von Weinsberg. Konrad IX. verpfändete zunächst den Kirchensatz in großer Finanznot an den Pfalzgrafen bei Rhein in Heidelberg, und verkaufte ihn 1446 an denselben. Der Deutschorden kaufte ihn dann 1581. Im Rahmen der Napoleonischen Flurbereinigung kam Untergriesheim an das Kurfürstentum Württemberg, ab 1806 Königreich Württemberg. 1807 erfolgte die Zuordnung zum Oberamt Neckarsulm, 1938 nach dessen Gründung zum Landkreis Heilbronn. Zum 1.Januar 1975 wurde Untergriesheim im Zuge der Gemeindereform in die Stadt Bad Friedrichshall eingemeindet. In Folge mussten verschiedene nun doppelte Straßennamen geändert werden, z. B. Kirchstraße in Comburgstraße, die Friedenstraße blieb, die in Jagstfeld wurde in „Am Schachtsee“ umbenannt.
Der Bahnhof Untergriesheim an der Bahnstrecke Jagstfeld- Osterburken wurde 1869 eingeweiht. Prominenter Bahnfahrer mit Zwischenhalt war Bundeskanzler Ludwig Ehrhardt. In Bahnhofsnähe befand sich die Bahnhofswirtschaft, heute Wohngebäude.
Die Turn- und Festhalle der Sportfreunde Untergriesheim 1937 e.V. wurde 1950 von den Vereinsmitgliedern erbaut.
In der Comburgstraße wies Herr Haag auf gefundene Reihengräber aus der Merowinger Zeit hin, was bedeutet, dass bereits vor 771 Menschen hier lebten.
Das Schulhaus, heutige Verwaltungsstelle und Jugendhaus, wurde 1892 neu gebaut, 1912 aufgestockt und ein Lehrerwohnhaus angebaut.
Gegenüber stand das Backhaus aus 1838, welches 1979 abgebrochen wurde. Es enthielt 2 Backöfen mit einem Fassungsvermögen von insgesamt 34 Broten. Später war hier z. Teil auch die Feuerwehr untergebracht.
Schon recht früh gab es zwei Keltern im Bereich der heutigen Straße im Dorf.
1860 erwarb der Ort das Untergeschoss seines Rathauses aus privaten Händen und baute hier einen Schulsaal ein. In der angebauten Kelter hatte die Feuerwehr einen kleinen Raum. Nach Beschaffung des ersten Feuerwehrfahrzeuges 1977, einem Tragkraftspritzenfahrzeug, wurde für dessen Unterstellung ein weiterer Raum in die Kelter eingebaut. Das Gebäude wurde 2009/2010 an einen Privatmann verkauft.
Vorbei an den nun jeweils als Wohnhäuser genutzten früheren Wirtshäusern Sonne (damals mit Biergarten) und Karpfen wurde die Geschichte der Untergriesheimer Wirtshäuser erläutert.
Bei dem Pumpbrunnen, Ecke Brünnlestraße/ Obere Dorfstraße, ging Herr Haag auf die Wasserversorgung Untergriesheims ein. Es gab mehrere Pump- und Schöpfbrunnen. Viele Häuser im Bereich der Brunnen hatten vor dem Haus ihre „Goldgrube“, die Miste. Oftmals floss aus denen die Gülle in die Brunnen, was dazu führte dass das Wasser auch einen besonderen Geschmack hatte. Erst als dadurch 1870 eine Typhus- Pandemie ausbrach, wurden Verhinderungsmaßnahmen vom Oberamt Neckarsulm angeordnet. 1910 wurde dann die Wasserleitung gebaut und aus der Gutmannsquelle gespeist.
Gegenüber des Brunnens steht das sich jetzt in Privatbesitz befindliche Pfarrhaus aus dem 17. Jahrhundert. Bei den Pfarrgeschichten wurde auch Pfarrer Gärtner als Retter der Glocken vor dem Einschmelzen im 1. Weltkrieg erwähnt, was im 2. Weltkrieg jedoch nicht gelang.
Die im Oberdorf von Untergriesheim auf dem heutigen Friedhof errichtete Cäcilien-Kirche, erstmals um 1295 genannt, war im Mittelalter Mutterkirche für Hagenbach und Heuchlingen und bis 1713 für Tiefenbach und Höchstberg. Nach Neubau der Kirche St. Johann Baptist wurde die feuchte, dunkle und enge Kirche 1845 abgebrochen.
Beim Johannesheim und dem Kindergarten St. Johannes wurde über das Sozialwesen referiert.
1839/1840 wurde die Kirche St. Johann Baptist gebaut und 1849 offiziell geweiht. 1886 wurde ein Kirchenchor gegründet, 1956 der Musikverein Kath. Schwabenjugend, aus dem dann 1963 der Musikverein Untergriesheim wurde.
An dem 1993/1994 erbauten Feuerwehrhaus endete der Rundgang. Anschließend gab es bei Kaffee und Kuchen im Feuerwehrhaus Gelegenheit Fragen zu stellen.
Anschließend stellte Kurt Semen die Feuerwehrgeschichte Untergriesheim in einer Bild- Präsentation vor. In der Württembergischen Zeit um 1806, und vermutlich schon lange davor unter dem Deutschorden, gab es eine Pflichtfeuerwehr, zunächst nur mit Ledereimern und Feuerhaken ausgestattet. Die Bevölkerung bildete bei Bränden Eimerketten. Für jeden Bürger hing im Rathaus je ein Ledereimer. Jeder neu angehende Bürger musste einen Ledereimer kaufen bzw. bezahlen. Leitern und Butten stellte die Gemeinde. Nach Inkrafttreten der neuen Landesfeuerlöschordnung am 7.6.1985 mussten organisierte Pflicht- oder Freiwilligen-Feuerwehren unterhalten werden. Bis zum Jahr 1932 bestand in Untergriesheim eine Pflichtfeuerwehr. Die Freiwillige Feuerwehr wurde am 23. Januar 1932 gegründet.
Bis 1952 war die Feuerwehr in einem Anbau an das Backhaus untergebracht. Im Zuge des Rathausumbaus erhielt die Feuerwehr dort einen Raum für das Hydrophor und Geräte. Die 1967 beschaffte Anhängeleiter wurde im Backhaus untergestellt. Ab diesem Zeitpunkt gab es Planungen für den Umbau des Backhauses oder auch für einen Neubau, zusammen mit dem Bauhof an der Jagststraße. 1973 sollte ein Tragkraftspritzenfahrzeug beschafft werden, was jedoch an der fehlenden Unterstellmöglichkeit scheiterte.
Zum 1. Januar 1975 wurde Untergriesheim (unfreiwillig) in die Stadt Bad Friedrichshall eingegliedert, nicht ohne Bedingungen zum Inhalt des Eingliederungsvertrags zu stellen. Zwei der Bedingungen waren folgende: „…dass die bestehende Feuerwehr als gleichberechtigter Löschzug in die Gesamtfeuerwehr übernommen und baldmöglichst ein Tragkraftspritzenfahrzeug beschafft werden muss. Außerdem soll innerhalb von zehn Jahren ein Feuerwehrhaus in Untergriesheim gebaut werden.“
Bei Übernahme der Feuerwehr waren nur der Kommandant und der Stellvertreter mit einer Feuerwehruniform ausgestattet. Die Übungsanzüge der über 30 Mann starken Mannschaft waren alte Drilliche. Daher mussten gleich im ersten Jahr alle Feuerwehrmänner des Löschzuges Untergriesheim mit neuen Uniformen ausgestattet werden. Die Eingliederung in die Gesamtfeuerwehr hat, insbesondere durch das Engagement von Kommandant Anton Kremsler, sehr gut geklappt.
Das Feuerwehrfahrzeugwurde 1977 beschafft, zur Unterstellung wurde in die Kelter ein Raum eingebaut. Weiterhin fehlten die Sozialräume.
Der Bau des zugesagten Feuerwehrhauses verzögerte sich, auch weil der Bau des Zentralen Feuerwehrhauses in der Kernstadt Priorität hatte, bis ins Jahr 1994. Es gab verschiedene untersuchte Standorte beim Bahnhof, letztendlich im östlichen Teil des Bahnhofsgartens.
Am 18.09.1993 war dann der Spatenstich, die Einweihung am 02.07.1994. Die Feuerwehr hat sich mit sehr vielen Eigenleistungen eingebracht. Die Gesamtkosten beliefen sich auf ca. 700.000 DM.
2009 wurde nach Wegfall des Lagerraums wegen Verkauf des Rathauses eine Lagerhalle beim Feuerwehrhaus gebaut, welche für die Stadt durch den Landeszuschuss, Eigenleistungen und Zuwendungen der Feuerwehr kostenneutral war.
Heute ist die Feuerwehrabteilung Untergriesheim mit einem Löschgruppenfahrzeug LF 8/6, einem MTW (Ford Ranger) und einem Schlauchwagen SW 2000, sowie einem Hochwasserboot ausgestattet. Zusammen mit der Abteilung Duttenberg stellen sie den Wasserförderzug der Feuerwehr Bad Friedrichshall.
Im Anschluss an den Vortrag wurde anhand Bilder und Videos der gefährliche Einsatz, Großbrand in Duttenberg am 12. Mai, gezeigt und erläutert.
Zum guten Schluss gab es in geselliger Runde ein Vesper und gute Gespräche.