Seit 150 Jahren bekämpft die Freiwillige Feuerwehr in Weinsberg Brände, hilft bei Unfällen und Katastrophenschutz. Am Wochenende feierte die zweitälteste Wehr des Landkreises Jubiläum - und schwelgte in Erinnerungen.
„Eine einzige Erfolgsgeschichte“, sagt Landesbranddirektor Hans-Ulrich Kortt beim Festakt am Freitag. Der Weinsberger hätte die Hilfe seiner Kollegen schon mal gebraucht. „Aber wie hätte das ausgesehen: Löschen beim Landesbranddirektor?“ Also erledigte Familie Kortt das im Alleingang. „Aber ich hätte mich auf meine Jungs verlassen können.“
Die sind mit zehn Einsatzautos - vom Tanklöschwagen bis zum Gerätefahrzeug - beim Festakt vor der Hildthalle erschienen. 103 Aktive zählt die Freiwillige Feuerwehr, hinzu kommen 17 Mitglieder der Alters- und 15 aus der Jugendabteilung. Frauen sind in der Minderheit.
Meist ist die Arbeit als Brandbekämpfer Familiensache. Inge und Rudi Fritzsch sind so ein Feuerwehr-Ehepaar oder der Acker-Clan, der mit acht Mitgliedern fast die Hälfte der Gellmersbacher Abteilung stellt.
Robin Kübler (13), Sohn des langjährigen Kommandanten Walter Kübler, ist seit drei Jahren dabei. Jeden Montag trifft er sich mit der Jugendfeuerwehr und übt Löschangriffe. „Ein Pflichttermin, da darf nichts anderes sein.“ Was gefällt ihm am besten? „Jeder hilft jedem.“
„Die Kameradschaft ist super“, meint auch Roland Demke (43). Vor zehn Jahren wechselte er als Chef zur Saarbrücker Berufsfeuerwehr. In Weinsberg ist er Mitglied geblieben. Seine schönste Erinnerung? 1966, als er eine Übung der Feuerwehr an der Grundschule beobachtete und das Drehleiterfahrzeug im Feuertor stecken blieb. „Da wusste ich: Das willst Du auch machen.“
Demke wurde Feuerwehr-Mitglied und erlebte einen unrühmlichen Höhepunkt. Bei einer Übung in der stillgelegten Ziegelei wurden Fässer aufgestellt und Holz darin entzündet. Kübler: „Plötzlich waren Flammen, wo gar keine seine sollten. Ein unkontrollierter Funkenflug.“ Die Übung wurde zum Einsatz, was anfangs keiner merkte. Ergebnis: Der Kampf gegen die Flammen dauerte Stunden, das Gebäude lag in Schutt und Asche. Ein Jahr später wurde es abgerissen.
Mit zwölf Mitstreitern ist Mathias Schmidt aus Cossebaude gekommen. „Manchmal braucht es besondere Ereignisse, um eine Freundschaft aufzufrischen.“ Seit 1991 besteht die Partnerschaft zwischen den Wehren aus Weinsberg und dem Dresdner Teilort. „Wir trafen uns hin und wieder, mehr nicht.“
Vergangenen August hieß es: Land unter! Die 5000 Einwohner von Cossebaude versanken in den Hochwasserfluten der Elbe. Spontan rief Kübler an und hörte dramatische Hilferufe. „Wir fuhren sofort rüber. “ Anderthalb Wochen lang haben zehn Weinsberger Kameraden in Sachsen Keller leer gepumpt, Hausrat in Sicherheit gebracht, Dreck weggeräumt. Schmidt: „Die haben uns mehr geholfen als der offizielle Katastrophenschutz.“
Am Samstag erhalten sie dafür den Fluthelfer-Orden. „So ein Blödsinn “, sagt Kübler. „Wir haben das doch nicht wegen dem Blech gemacht. Ein Danke hätte gereicht. Gebt das Geld lieber denen, die es nötig haben.“ Seinen Orden kriegt Kübler vom Regierungspräsidium Stuttgart, obwohl das Innenministerium den Weinsbergern ihre Hilfe ursprünglich untersagt hatte: Das Katastrophenschutzfahrzeug durften sie nicht mitnehmen, sie mussten mit dem Privat-Pkw nach Sachsen. Kübler: „Wie wichtig eine Feuerwehr ist, kapieren die meisten halt erst, wenn sie selbst betroffen sind.“
Bürgermeister Walter Kuhn sieht in dem „selbstlosen Dienst“ den Stolz der Stadt. Angesichts steigender Aufgaben würden Feuerwehrleute bei Gemeinderat und Stadtverwaltung weiter auf großes Verständnis stoßen. „Möge es ihnen so gehen wie der alten Jungfrau im Dorf: Allzeit bereit, aber nie gebraucht.“