Sich selbst in Gefahr begeben, um zumeist fremden Menschen das Leben zu retten? Und das im Ehrenamt. Wer so etwas macht? Freiwillige Feuerwehren zum Beispiel. In Neckargartach hat dieser selbstlose Einsatz lange Tradition. 125 Jahre gibt es nun eine freiwillige Wehr in Heilbronns drittgrößtem Stadtteil. Grund, das bei einem Festakt im Gemeindehaus am Freitagabend zu feiern.
"In einer freiwilligen Feuerwehr zu arbeiten, ist für meine Begriffe das gefährlichste und gleichzeitig umfassendste Ehrenamt", zollte Erste Bürgermeisterin Margarete Krug den Feuerwehrleuten Respekt. Knapp 100 Gäste waren zum Festakt gekommen. Darunter Heilbronns Feuerwehrkommandant Eberhard Jochim, der die "gute Zusammenarbeit" von Berufs- und freiwilligen Wehren lobte. Der Vorsitzende des Kreisfeuerwehrverbands und SPD-Landtagsabgeordnete, Reinhold Gall, wiederum stellte die "Leistungsfähigkeit" der Neckargartacher heraus. Diese haben sie in ihrer 125-jährigen Geschichte ein ums andere Mal bewiesen.
Geschichte Es ist das Jahr 1885, als in Württemberg durch königlichen Erlass den Gemeinden vorgeschrieben wird, Feuerlöschtruppen aufzustellen. Auch in Neckargartach. Das Engagement ist schon im Gründungsjahr groß: 130 Mann melden sich zum Dienst. Zu Beginn ist die Ausrüstung dürftig: Holzleitern stehen zur Verfügung, einfache Wassereimer. Die erste Motorspritze wird erst 1935 in Betrieb genommen. Großeinsätze lassen trotzdem nicht allzu lange auf sich warten: 1897 etwa sorgt ein großes Unwetter dafür, dass Gebäude schwer beschädigt werden. Die freiwillige Feuerwehr rückt aus und hilft − auch bei Überschwemmungen in den Folgejahren, wenn der Leinbach immer wieder über seine Ufer tritt.
Heute noch sind die Neckargartacher sehr gefragt. Zum Beispiel bei Einsätzen im SLK-Klinikum, wenn es im Industriegebiet in den Böllinger Höfen brennt, sobald es auf der angrenzenden Bundesautobahn 6 zu Unglücken kommt. 25 aktive Freiwillige plus acht Personen, die der Altersabteilung angehören, sind unter der Führung des Abteilungskommandanten Jürgen Wengert in Neckargartach derzeit engagiert. "Sie sorgen für Sicherheit in ihrem Stadtteil und darüber hinaus", weiß Kreisfeuerwehrverbandschef Gall.
Wichtig Laut Kommandant Jochim ist die Bedeutung der freiwilligen Wehren "nicht zu unterschätzen". Schließlich bewältigen die Brandbekämpfer in der Stadt etliche Einsätze. Im vergangenen Jahr waren es rund 1800 und damit doppelt so viele wie noch vor 25 Jahren. "Dieses Einsatzaufkommen ist nur zusammen, das heißt mit einer schlagkräftigen Berufs- und freiwilligen Feuerwehr, zu bewältigen", so Jochim.
Bild 1: Abteilungskommandant Jürgen Wengert bei seiner Jubiläumsansprache.
Bild 2: 1935: Stolz präsentiert die freiwillige Feuerwehr Neckargartach ihre erste Motorspritze mit dem klangvollen Namen "Goliath".Fotos:Feuerwehr Heilbronn